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Brüggemanns Klassik-Woche

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Heinos Klassik-Drohung, Netrebkos Scala-Fest und Grigolos Abgesang

Willkommen in der neuen Klassik-Woche,

dieses Mal mit einer Entschuldigung: Ich habe nicht gewollt, dass Heino auf Klassik-Tournee geht, auch wenn wir ihm im Fernsehen eine Bühne gegeben haben. Außerdem: Eine Netrebko-Offenbarung an der Scala und ein weiterer Tenor unter #metoo-Verdacht.

WAS IST

Das habe ich nicht gewollt: Für unseren Film „Strom der Musik“ sang Heino vor drei Jahren mit Benyamin Nuss die „Loreley“ – nun geht der Schlagersänger tatsächlich auf Klassik-Tour.

COVENT GARDEN UND DIE #METoo FEUERN GRIGOLO

Es sah aus, als hätten sich die #metoo-Vorwürfe gegen den Tenor Vittorio Grigolo in Luft aufgelöst. Er stand in den Schlagzeilen, da er eine Chorsängerin beim Schlussapplaus eines Gastspiels der Royal Opera Covent Garden in Japan unsittlich berührt haben soll. Wir haben darüber berichtet, wie Grigolo die Vorwürfe auf seinem Instagram-Profil abtropfen ließ. Nun haben das Royal Opera House in London und die MET in New York ihre Untersuchungen beendet und kamen zu dem Ergebnis: Grigolo habe „aggressives Verhalten“ an den Tag gelegt – beide Häuser nahmen von weiteren Engagements Abstand. Der Sänger selber schrieb, er bedaure das Verhalten, das die Standards des Royal Opera House unterschreite.

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LEIPZIGER STREICHQUARTETT TRENNT SICH VON MOOSDORF

Der MDR hat (mit Verlaub: endlich!) Uwe Steimle rausgeworfen. Der erzkonservative Kabarettist, der gern gegen Ausländer und vor allem gegen seinen Arbeitgeber und demokratische Einrichtungen wie den öffentlich-rechtlichen Rundfunk stänkert, versteht das (was sonst) als „Zensur ersten Grades“. Und noch eine Ost-Institution hat sich von einem Neurechten getrennt. Angeblich hatte das Leipziger Streichquartett die Nase voll von seinem Cellisten Matthias Moosdorf und ihn durch Peter Bruns ersetzt. Moosdorf hatte sich seit Jahren aktiv und vehement für die AfD ausgesprochen und in der Partei auch Ämter übernommen. Ein offizielles Statement des Quartetts zu den Hintergründen gibt es noch nicht.

HEINO GOES KLASSIK

Ich hoffe, dass ich nicht schuld bin! Auf jeden Fall haben mein Freund und Regie-Kollege Axel Fuhrmann und ich Heino vor drei Jahren in einem WDR-Film über den Rhein mit dem Pianisten Benyamin Nuss zusammengebracht und ihn die Loreley singen lassen (die Doku wird zufällig am 14., 15. und 16. Dezember auf Phoenix wiederholt). Aber DAS haben wir nicht gewollt: Nächstes Jahr will der Bäcker-Sohn, Schlagersänger und Rock-Imitator Heino mit einem Klassikprogramm auf Tour gehen. Auch dabei: der Geiger Yury Revich, dessen Stradivari und – echt! – ein Bodyguard. Auf dem Programm: Lieder von Schubert und Mozart. Trost gefällig? Rammstein hat Heino überlebt – das werden unsere Klassiker dann sicherlich auch!

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MOZART VERBOTEN

Diese Woche wurde ich in zahlreichen Anfragen nach dem Link zur Studie gebeten, von der letzte Woche die Rede war: Ein Großteil der Briten kennt Mozart nicht! Ich habe vergessen, den Link einzufügen und trage das hier gern nach. Aber jetzt bewegt Mozart die Gemüter schon wieder: Der Leiter der Basilika Santa Croce in Florenz hat ein Konzert mit Mozarts Musik verboten, das aus Anlass seines Sterbetages am 5. Dezember gegeben werden sollte. Mozart sei Freimauer gewesen und seine Musik passe deshalb nicht in die Adventszeit, so die offizielle Erklärung der Basilika-Leitung. Oh Gott!

WAS WAR

Wird neue Intendantin in Monte-Carlo: Cecilia Bartoli, hier mit Prinzessin Caroline und ihrem Vorgänger Jean-Louis Grinda.

REAKTIONEN ZUM TOD VON MARISS JANSONS

Vor genau einer Woche mussten wir berichten, dass Dirigent Mariss Jansons gestorben ist. Die ganze Woche trauerte die Klassik-Welt mit zum Teil extrem persönlicher Anteilnahme, unter anderem in einem Video des BR. Bayerns Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Bernd Sibler will, dass der neue Konzertsaal im Münchner Werksviertel nach Jansons benannt wird. Anne-Sophie Mutter erklärte: „Als Wahlmünchenerin und großer Fan wird es mich immer beschämen, mit welch grotesken Widerständen seinem jahrzehntelangen Engagement für den dringend benötigten Konzertsaal begegnet wurde.Zubin Mehta sagte: „Die Welt hat einen ganz großen Menschen und Musiker verloren.Markus Hinterhäuser: „Mit Jansons verlieren wir einen der bedeutendsten Dirigenten unserer Zeit und einen echten Freund.Franz Welser-Möst, erinnerte sich an den Moment nach dem Neujahrskonzert, als Jansons ihm die Hand auf die Schulter legte und sagte: „Nur wir wissen, wie schwer das in Wirklichkeit ist.“ Welser-Möst sagte: „Es war diese Bescheidenheit, die Mariss Jansons zum Vorbild für uns alle machte.“ Der BR hat von der ergreifenden Trauerfeier berichtet.

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BEETHOVEN NIMMT FAHRT AUF

Superlative kündigt der BR gern an. Zum Beethoven-Jubiläum verspricht er „ein nie vorher dagewesenes Großprojekt. Schon zu Beethovens Zeit musizierten KünstlerInnen im privaten Kreis. Auch heute ist es, genau wie vor 250 Jahren, noch immer ein Erlebnis, Musik in kleiner Runde von Freunden, Familie und Gästen in den eigenen vier Wänden live zu erleben. Die Pianistin Sophie Pacini wird sechs Hauskonzerte spielen. Ab dem 16. Dezember können Sie sich online, um ein Sophie Pacini Konzert bewerben. Der allgegenwärtige Igor Levit, der einen Podcast mit Anselm Cybinski in 32 Teilen über die Sonaten aufnehmen wird. Die FAZ berichtet derweil, dass die Telekom 2020 eine Vollendung von Beethovens Zehnter Sinfonie durch Künstliche Intelligenz vorbereitet. „Vor die erste Kostprobe setzt Matthias Röder eine Warnung: ‚Bitte nicht erschrecken! Bedenkt, dass wir Computerklänge hören. Wenn das Menschen spielten, klänge das ganz wunderbar.‘“ Mit dieser Beobachtung beginnt Bettina Weiguny ihre Reportage. „Wochenlang hatten der Leiter des Karajan Instituts und einige Informatiker eine schlaue Software mit Stücken von Beethoven und dessen Zeitgenossen gefüttert. Jetzt soll die Maschine zeigen, was sie kann.

TRAUERSPIEL KOMISCHE OPER

Raumnot, bröckelnder Putz, alte Leitungen“ – so beschreibt der Tagesspiegel den Zustand der Komischen Oper in Berlin. „Über die Notwendigkeit der umfassenden Erneuerung der alten Gebäudeteile besteht kein Zweifel. Ein Neubau soll hinzukommen. Selbstverständlich gibt es für diese komplexe Aufgabe in der Berliner Bürokratie keinen Ansprechpartner, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Nein, mehrere Senatsverwaltungen sind zuständig, wobei dort jeweils Teilaspekte der Arbeiten wiederum in unterschiedlichen Abteilungen behandelt werden.“ Ein Grund, warum Autor Frederik Hanssen nicht glaubt, dass die Sanierung mit den veranschlagten 200 Millionen zu stemmen ist. Befremdlich auf jeden Fall, dass der durchaus redselige Intendant Barrie Kosky zu diesen Vorgängen schweigt: „Kein Kommentar“ ist der einzige Kommentar des Hauses. Hinzu kommt das – an dieser Stelle bereits letzte Woche beschriebene – Abblasen des Architekturwettbewerbs durch den Protest von Architekt Stephan Braunfels – die nmz schreibt über die neuesten Entwicklungen.

PERSONALIEN DER WOCHE

Nun ist es raus: Cecilia Bartoli wird Jean-Louis Grinda 2023 als Intendantin der Opéra de Monte-Carlo nachfolgen und damit die erste Frau in dieser Position sein. +++ Der Generaldirektor der San Francisco Opera, Matthew Shilvock, hat bekannt gegeben, dass Eun Sun Kim von August 2021 an neue Chefdirigentin an seinem Haus wird. +++ Letzte Woche haben wir von Mobbing-Vorwürfen gegen Luzerns Intendanten Michael Haefliger berichtet – nun erklärt das Festival, dass Untersuchungen des Stiftungsrates keine Anhaltspunkte dafür gefunden hätten +++ John Axelrod wird Erster Gastdirigent beim Kyoto Symphony Orchestra, das von Junichi Hirokami geleitet werden wird.

NETREBKO-FEST AN DER SCALA

Michael Ernst ist in der nmz ganz begeistert vom Saisonende an der Mailänder Scala, an der Puccinis Tosca mit Anna Netrebko aufgeführt wurde: „Wenn sie dann noch von einem so prachtvollen Orchester und einem derart klangstarken Chor ausgeführt wird, sind die Hörnerven hinreißend gespannt. Erst recht, wenn in der Titelpartie 'La Netrebko' brillieren darf, eine ausdrucksstarke Anna Netrebko, die ihrem Sopran hell leuchtende Liebe und schwarzdunklen Tod abringen kann. Wenn ihr ebenbürtige Sänger zur Seite stehen, Francesco Meli als Maler Mario Cavaradossi mit schlankem Tenor, Sinn für die leiseren Töne und Kraft für den ganz großen Ausbruch sowie Luca Salsi als fieser Baron Scarpia, dem er das Stimmvolumen eines geschliffenen Faustkeils verpasst, mit dem er quer durch das gesamte Theater zu dringen vermag.“ Kritischer dagegen Christian Wildhagen in der NZZ: "Riccardo Chailly rekonstruiert Puccinis Ur-'Tosca' von 1900 in Starbesetzung. Nur echtes Musiktheater ist das Spektakel wieder einmal nicht."

Zum Abschied noch der Hinweis an alle Laienchöre aus dem Norden: Für die „Lange Nacht des Singens“ sucht die Elbphilharmonie noch Bewerber. Wäre das nicht ein Highlight für 2020?

In diesem Sinne: halten Sie die Ohren steif

Ihr

Axel Brüggemann

brueggemann@crescendo.de



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