Kopfhörer, Soundbars & Sounddecks
Ich bin dann mal weg…
10. Dezember 2021
Kopfhörer, Soundbars und Sounddecks beamen uns in andere Welten.
Nirgends anders trifft das geflügelte Wort so den Nagel auf den Kopf bzw. auf die Ohren wie im Bereich Klangerlebnis, ob für zu Hause oder unterwegs. Die Technik wird immer ausgefeilter, differenzierter und sensibler. Der Sound sei besser als im Konzert, heißt es. Ob die Technik hält, was sie verspricht? Drei erstklassige Geräte im Test.
Apple 3D Audio mit Apple AirPods Max
Die Augen schließen und im Studio stehen. Soundrichtung bei Bewegung des Kopfs neu ausgerichtet. Die neue Apple Musiktechnologie verspricht viel: 3D-Hören, Spatial Audio, mit Unterstützung für Dolby Atmos. Ein „immenses Audioerlebnis mit echtem mehrdimensionalen Sound und Klarheit“. Musik aus allen Richtungen, eigens produzierte Alben, dynamisches Headtracking. Dafür geschaffen: die AirPod Max-Kopfhörer. Für das verlustfreie, unkomprimierte „Lossless“-Audio-Erlebnis muss auf der Audioquelle die richtige Qualität zugelassen werden. Qualität kostet Daten – wahlweise für WLAN oder mobile Daten.
Apple Music bietet außer eigens für Spatial Audio produzierten Alben auch andere Songs im Lossless-Format an – Apple Lossless Audio Codec –, jedes Bit der ursprünglichen Datei soll erhalten bleiben. Dementsprechend kann man nun in Apple Music eine eigene Kategorie anwählen: „3D Audio“ – und eine riesige Auswahl tut sich auf.
Guter Klang versteht Höhen und Tiefen, reißenden Bass, volle Orchestergewalt und das zarte Pianissimo einer Violine. Ein Album steht mit und ohne Dolby Atmos zur Verfügung: Billie Eilishs „Happier Then Ever“. Ein Titel, der vor Bass nur so strotzt, Therefore I Am klingt ohne Spatial Audio gut, aber nicht besonders, der Bass etwas stumpf, eines aber fällt hier schon auf: Die verschiedenen Geräuschmodi scheinen keinen Einfluss auf die Klangqualität zu haben. Der Vergleich mit voller Tonqualität, Dolby Atmos, lässt Versprechen wahr werden. Alles klingt runder, besser abgestimmt.
Kurze Klangpause. Beim Abnehmen der auf Dauer doch recht schweren Kopfhörer fällt ein kleines Feature auf: Die Musik pausiert automatisch bis zum erneuten Aufsetzen. Auf der Suche nach „hi-res lossless“ und eigens in Dolby Atmos abgemischten Alben stößt man auf Daniel Hopes Album „Hope“. Und jetzt ab ins Kopfstudio: Der Bass hallt durch die Rückseite des Kopfes, der Frauenchor steht im linken Ohr, die Männer rechts, die Geige ziert die Stirn, das Forte eher rechts oben und zieht durch das Nasenbein nach links ins Piano. Apple hat also das Versprechen eines neuen Hörerlebnisses gehalten, mit Kopfhörern, die das System unterstützen. Aber der Hörer kann auch ohne teure Technik in den Genuss von 3D Audio kommen – denn tatsächlich funktioniert der Sound mit nahezu allen Kopfhörern. Und damit schenkt Apple 70 Millionen Abonnenten eine völlig neue Klangqualität. 3D Audio ist also im Mainstream angekommen und somit legitimer Nachfolger von Stereo. Dass Apple Lossless und Dolby Atmos Abonnenten der gängigen Streaming-Dienste vorbehalten sind, versteht sich dabei von selbst.
Autorin: Leonie Schulz
Apple AirPods Max ca. 600 Euro.
Apple Music Abo 14,95 € Euro pro Monat, Familien-Abo 19,95 Euro pro Monat, Premium-Abo 28,95 Euro pro Monat.
Nubert Soundbar
Mit seiner beharrlich bodenständigen Art und dem Firmenmotto vom „ehrlichen Lautsprecher“ hat sich der schwäbische Direktvermarkter mittlerweile zu einem der größten deutschen HiFi-Hersteller entwickelt. Und so bringt der Soundbar nuPro AS-3500 neben bestem Stereoklang auch profunden Mehrkanalklang ins Wohnzimmer. Ist der AS-3500 aber nun Soundbar oder Sounddeck? Mit Abmessungen von 90 cm Breite, 16 cm Höhe und 34 cm Tiefe erfüllt er alle Sounddeck-Voraussetzungen – Flach-TVs mit Bildschirmdiagonalen von bis zu 42 Zoll finden darauf Platz.
Der AS-3500 ist kein Ausstattungswunder. Trotzdem bekommt man alle relevanten Quellen angeschlossen. Am einfachsten ist der Kontakt per Bluetooth, beeindruckender klingt es aber nach wie vor über Kabelkontakt. Vor allem Filme mit teils bombastischen (und akustisch anspruchsvollen) Filmton profitieren. Hübsch auch, dass Nubert jetzt die virtuelle Mehrkanalwiedergabe von Dolby und DTS anbietet. Die vornehmste Eigenschaft des AS-3500 aber ist seine ungemein souveräne Stereowiedergabe mit ihrem gleichermaßen erdigen wie transparenten und offenen Klangbild, das sich auch im Vergleich zu den anderen Soundbars dieser Preisklasse dank großer Natürlichkeit bestens behaupten kann. Hier hat das Nubert-Marketing ausdrücklich recht: Es klingt absolut „ehrlich“. Zudem bietet der Flachmann so viele Einstellmöglichkeiten, dass man auch in akustisch kritischen Räumen immer noch einen imposanten Klang hinbekommt. Besonders hervorzuheben: Mit Voice+ kann man die Sprachverständlichkeit deutlich steigern. Das ist vor allem beim TV-Schauen in der Nacht hilfreich, wenn die Nachbarn zu früh zu Bett gehen…
Quintessenz: Der Nubert nuPro AS-3500 ist ein solide gemachter Soundbar, dessen Vorzüge eindeutig im Klangbereich liegen. Wer diesbezüglich anspruchsvoll ist, wird zum Preis um 1.000 Euro kaum etwas Besseres finden.
Autor: Holger Biermann
Soundbar nuPro AS-3500: 965 Euro
Lautsänger Kopfhörer
Klang bewegt. Emotional und physikalisch. Die Manufaktur hinter den Kopfhörern der Firma Lautsänger scheint mehr zu sein als reines Handwerk – die Rede ist von Kunst, von Wissenschaft, genauer gesagt: Kymatik. Ton und Klang als „ordnende Kraft“, die Stoff und Materie formt.
Diese Ordnungsprinzipien, diese Wissenschaft werden nun also auf Kopfhörer angewandt. Geschäftsführer Harald Hobelsberger spricht vom Zusammenspiel des explosiven und zentrifugalen Schalldrucks, der grundsätzlich bei Lautsprechern von innen nach außen wirke, und einem Sog, zentripetal aus der Peripherie nach innen. Diese implosive Kraft bindet Lautsänger mechanisch über Handwerk und Technik in den Klang ein. Viel Wissenschaft, am Ende steht: Musik. Kopfhörer ohne Schnickschnack wie Geräuschunterdrückung, jeder ein Einzelstück, zwei verschiedene Modelle plus eine Limited Edition. Der Lautsänger Explorer mit Walnussgehäuse verspricht hochwertige Arbeit, das elastische Kopfband passt sich automatisch jeder Kopfgröße an, die Ohrpolster versprechen gute passive Schallisolierung.
Hinweis des Herstellers: „Lautsänger-Kopfhörer benötigen einige Stunden Einhörzeit, um ihren optimalen Leistungszustand zu erreichen.“ Schwer zu glauben beim berühmten ersten Mal. Denn tatsächlich kommt das typische etwas abgeschottete, auf Dauer anstrengende Kopfhörergefühl nicht auf, man verliert sich, fast schwerelos. Bei Samuel Barbers Adagio for Strings entführt Lautsänger zu Kopfbildern von sich im Gleichklang wiegenden Streichern, Barenboims Chopin streichelt zart die Flügelsaiten. Nicht zu nah, nicht zu fern, nur Musik – pur, differenziert, wie ein akustisch hervorragender Konzertsaal, in dem sich Klang ausbreiten und verstärken darf. Und doch, es stimmt, mit stundenlangem Hören verliebt man sich immer mehr in die unendliche Weite des Tons, die Kopfhörer werden Freund – und aus dem Klang wird pure Emotion.
Autorin: Leonie Schulz
Lautsänger Lautsprecher Modell Explorer: 2.200 Euro, bis 31.12.2021 1.790 Euro;
Lautsänger Lautsprecher Modell Journey: 990 Euro, bis 31.12.2021 789 Euro;
ab sofort auch Lautsänger Boxen.