Bad Kissingen
Kurort für alle Sinne
von Ilaria Heindrich
19. Juli 2023
Bad Kissingen ist eine Stadt mit vielen Gesichtern. Charmanter Kurort, geschichtsträchtiges Weltkulturerbe und im Sommer imposante Spielstädte für eines der wichtigsten Musikfestivals Europas: den Kissinger Sommer.
Bad Kissingen ist ein Kurort mit Seele. Schon am Ortseingang des kleinen unterfränkischen Städtchens nimmt einen der einzigartige Charme und die Leichtigkeit gefangen und man ist gern bereit, sich davon bezaubern zu lassen. Gerade im Hochsommer, umgeben von Blütenduft und leichter Brise, versprüht die Innenstadt mit ihren schmalen Gässchen und geschichtsträchtigen Bauten eine Leichtigkeit und Lebensfreude, die durchaus an mediterrane Gefilde erinnert.
Eingebettet in die wunderschöne Landschaft der Rhön, lockt Bad Kissingen mit seinen malerischen Parks und Gärten. Steht man auf einer der Brücken, die über die Saale führen, kann es schon sein, dass sich ein kleines Venedig-Feeling einstellt, auch wenn Bad Kissingen weit davon entfernt ist, so verwinkelt zu sein wie die Lagunenstadt. Ganz im Gegenteil: Entlang des Gewässers erstrecken sich große Grünflächen sowie Rosengarten und Kurpark – ein kleiner Spaziergang, ein kurzes Päuschen auf Bank oder Liege … So geht kultivierter Müßiggang. Der weitläufige, im englischen Stil erbaute Luitpoldpark bietet auf seinen 15 Hektar mehr als reichlich Platz für Erholung und Entspannung.
Erholung und Entspannung werden in Bad Kissingen ohnehin großgeschrieben. So ist die kleine Oase im Norden Bayerns nicht ohne Grund einer der beliebtesten und geschichtsträchtigsten Kurorte Deutschlands. Ob Kaiser, König oder Zaren: Wer als Teil des europäischen Hochadels etwas auf sich hielt, der weilte zur Kur in Bad Kissingen – allein Otto von Bismarck suchte das Kleinod 15 Mal auf. Als „Kaiserkur“ heute noch legendär ist das Zusammentreffen zwischen Ludwig II, der gleich nach seiner Thronbesteigung im März 1864 nach Kissingen reiste, dem russischen Zaren und dem österreichischen Kaiserpaar.
Und in diesem Stil atmet und lebt die gesamte Stadt Geschichte. Das spürt man spätestens, wenn man den grünen Saal im imposanten Regentenbau, das „kulturelle Herzstück“ Bad Kissingens, betritt. Heute noch scheint einen dort – zwischen opulentem Stuck, Kirschbaumholz und tiefem Grün – die erhabene Stimmung vergangener Zeiten zu umfangen.
Fürstlich behandeln lassen kann man sich in Bad Kissingen inzwischen jedoch auch ohne Adelstitel: Schon seit fast 300 Jahren schwören die Kissinger auf die wohltuende Wirkung ihrer Heilwässer. Der Geschmack ist bei erster Verkostung zugegebenermaßen etwas gewöhnungsbedürftig – salzig, erdig, kalkig –, doch entfaltet die bewusste Konzentration auf so etwas Gewöhnliches wie das Trinken tatsächlich schnell ihre beruhigende Wirkung. Das dürfte nicht zuletzt auch an dem besonderen Ambiente liegen: In der Wandelhalle schenken traditionelle Brunnenfrauen aus goldenen Hähnen mehrmals am Tag vier der sieben Bad Kissinger Heilwässer aus, während die Gäste beim bewussten Trinken durch die großen Hallen wandern.
Seit Juli 2021 ist Bad Kissingen gemeinsam mit zehn weiteren, bedeutenden historischen Kurstädten sogar Teil des UNESCO Weltkulturerbes. Kein Wunder also, dass dieses besondere Ambiente jährlich hochkarätige Musiker und Künstler in das kleine Städtchen lockt: Beim Kissinger Sommer, der jedes Jahr zwischen Juni und Juli stattfindet, trifft sich die gesamte internationale Musikwelt – so scheint es zumindest – in Bad Kissingen. Da kann es schon mal vorkommen, dass man beim Einchecken ins Hotel Anne Sophie Mutter begegnet oder den nachmittäglichen Kaffee neben Kent Nagano schlürft – sehr entspannt geht es hier zu, das merkt man auch den Künstlern an, die plötzlich sehr, sehr nahbar werden.
Bereits in jungen Jahren debütierten musikalische Größen wie Lang Lang, Cecilia Bartoli oder Igor Levit im Rahmen des Festivals, und beehren die Kissinger Bühnen bis heute regelmäßig – eine Treue, die nicht von ungefähr kommt. Die besonderen Konzertsäle dürften dabei ein ausschlaggebender Punkt für die große Beliebtheit des Festspielorts bei Künstlern und Publikum sein. So beeindrucken Rossini-Saal und Kurtheater mit ihrem erhabenen, aber dennoch intimen Ambiente. Der Max-Littmann-Saal zählt mit seiner hervorragenden Akustik sogar zu den fünf besten Konzertsälen Europas.
Die Atmosphäre in Bad Kissingen ist geprägt von wunderbaren Gegensätzen, die sich in dem kleinen Örtchen mühelos vereinen. Die Architektur erinnert an Wien, die Gärten an Südengland, die Brücken an Italien … Und doch kennt man hier weder touristische Hektik noch auferlegte Distanz – heimelig ist es, ohne zu provienziell zu sein, geschichtsträchtig, ohne rückständig zu wirken. Die Lokale servieren sowohl regionale unterfränkische Spezialitäten als auch europäische Küche, und die Konzertgesellschaft präsentiert sich so vielseitig wie die die Stadt selbst – von großer Robe bis zum farbenfrohen Sommerkleidchen ist hier alles erlaubt.
Alles hier ist intim, überschaubar und persönlich – und atmet doch in diesen lauen Sommertagen den Hauch der großen, weiten Welt.
Mehr Infos über Bad Kissingen und den Kissinger Sommer:
https://www.badkissingen.de/
https://www.kissingersommer.de/