Noam Brusilovsky

Inter­ak­tive Forschungs­reise

von Antoinette Schmelter-Kaiser

23. Juni 2022

Noam Brusilovskys Mysterienspiel »Arche Nova« kam am 19. Juni 2022 unter Beteiligung des Publikums im Münchner Volkstheater zur Uraufführung.

Sich im Zuschau­er­raum auf seinen Platz setzen und von dort aus ein in sich geschlos­senes Stück verfolgen: Nach diesem gängigen Schema funk­tio­niert die Urauf­füh­rung von Arche Nova im Münchner Volks­theater nicht. Denn dieses „Myste­ri­en­spiel“ von Noam Brusi­l­ovsky beginnt draußen im Hof, wird im Foyer fort­ge­setzt, entwi­ckelt sich raum­grei­fend weiter auf der unbe­stuhlten Bühne 2 und endet schließ­lich wieder im Hof. Während­dessen sind sowohl die jungen Schau­spieler als auch das Publikum ständig in Bewe­gung und formieren sich in wech­selnden Szenen immer wieder neu.

Arche Nova, Szenenbild
Szenen­bild der Urauf­füh­rung von Noam Brusi­l­ovskys Myste­ri­en­spiel Arche Nova am Münchner Volks­theater

Als Collage aus Texten, Live-Musik, leben­digen Bildern und choreo­gra­phierten Bewe­gungen kreisen diese einer­seits um die bibli­sche Arche Noah, ande­rer­seits um das Theater als Reich der Fantasie; beide sind als gemein­samer roter Faden abge­schlos­sene Orte, die nach eigenen Regeln funk­tio­nieren, nicht für jeden zugäng­lich sind und einen Gegen­ent­wurf zur Realität darstellen. Domi­niert zunächst das Gefühl, sich in ihren jewei­ligen Mikro­kosmos retten zu können und dort sicher zu sein, stellt sich immer mehr die Frage, ob und wie das ange­sichts drohender Kata­stro­phen gelingen kann.

Bei diesem Prozess wird das Publikum inter­aktiv einbe­zogen, indem es Fragen beant­wortet, mitläuft, ‑singt und ‑tanzt. Seine anfäng­liche Unsi­cher­heit weicht wach­sender Neugier und der Lust am Auspro­bieren, die Zuschauer in allen Alters­stufen teilen. Passend zum Unter­titel „Myste­ri­en­spiel“ ist nicht jeder Text­bau­stein, jeder Gedan­ken­gang und jede Alle­gorie von Arche Nova auf Anhieb selbst­er­klä­rend. Viel­mehr fühlt man sich wie auf einer Forschungs­reise, zu der auch Unge­wiss­heit und Über­ra­schungen gehören – von Aufbruchs­stim­mung über Party­laune unter­wegs bis zu ergeb­nis­of­fener Suche nach Hilfe am Schluss.

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Informationen zu den weiteren Aufführungen von Noam Brusilovskys Mysterienspiel Arche Nova im Münchner Volkstheater am 6., 7. und 13. Juli 2022 auf: www.muenchner-volkstheater.de

Fotos: Gabriela Neeb / Volkstheater München, Gabriela Neeb / Münchner Volkstheater