Axel Borup-Jørgensen

Wenn Musik Augen bekommt

von Anna Mareis

10. Oktober 2018

Preisträger in der Kategorie Musik-DVD-/Blu-ray-Produktion | Musik: Das Orchesterstück Marin von Axel Borup-Jørgensen taucht mit spektakulären Animationsbildern in tiefe See.

Weite, surreale Welten aus Natur und Technik eröffnen sich in dieser für alle Sinne bestimmten DVD. Marin ist der Titel des orches­tralen Haupt­werks des däni­schen Kompo­nisten , das er zwischen 1963 und 1970 geschrieben hat. Der Musiker wuchs in auf, studierte noch in und war der erste Däne, der in der Darm­städter Schule zu Hause war, aber nie selbst seri­elle Musik geschrieben hat.

Marin ist derart komplex, dass es über 55 indi­vi­du­elle Strei­cher­stimmen verfügt und längst als Meis­ter­werk gefeiert wird: Musik der Veräs­te­lungen, in dem das Indi­vi­du­elle sich zum Kollek­tiven verwebt. Borup-Jørgensen selbst nannte sein Orches­ter­stück ein „Gedicht in Musik“. Inspi­ra­ti­ons­quelle für sein Opus magnum war der Ozean: auch er ein Biotop, das durch unend­lich kleine Teile zum Großen und Ganzen wird. Und in dessen aben­teu­er­liche Tiefen taucht Axel Borup-Jørgensen in seinen voll­kommen neuen Klang­welten ab. Für diese Aufnahme leitet das Danish National Symphony Orchestra mit virtuoser Viel­schich­tig­keit.

Und die Musik bekommt nun plötz­lich Augen und einen visu­ellen, kunst­voll animierten Rahmen, der im Zusam­men­spiel von Auge und Ohr vor allen Dingen den Geist öffnet. Eine animierte Fantasie, die den Zuschauer in eine spek­ta­ku­läre Unter­was­ser­welt einlädt, in der sich unter­schied­liche Krea­turen einge­richtet haben. Einige dieser Wesen, die das Reich unter der Wasser­ober­fläche bevöl­kern, sind von Axel Borup-Jørgen­sens eigenen Zeich­nungen inspi­riert. Regis­seur Morten Bartholdy schafft eine Welt, die vom Ozean ange­regt ist, farb­liche und kalei­do­sko­pi­sche Räume, archai­sche Fabel­wesen, Licht und Schatten, Figuren, die aus der Antike in unsere Zeit hinüber­zu­schwimmen scheinen, virtuell und dennoch verblüf­fend real. Mit dieser monu­men­talen Arbeit hat Bartholdy nicht nur einen voll­kommen neuen Zugang gefunden, um Musik im Film zu animieren, sondern lockt durch seine spek­ta­ku­lären Bilder in eine Welt, in deren fantas­ti­scher Tiefe man gern verweilt.

Fotos: Martin Bubandt