Cornelius Meister

Mutiger Musiker entdeckt mutigen Musiker

von Anna Mareis

2. Oktober 2018

Preisträger in der Kategorie Dirigent des Jahres: Das Erfolgsrezept des Labels Capriccio ist es, die Begeisterung seiner Künstler für vergessene Komponisten zu fördern. Cornelius Meister wird für seine Aufnahme der Werke von Bohuslav Martinů ausgezeichnet.

Gleich dreimal geht der neue an das Label Capriccio. Und schnell wird klar, was die Aufnahmen dieser Firma so unver­zichtbar macht: Mutige Orchester, wache Künstler und oft verges­sene Kompo­nisten wachsen hier zu Refe­renz­auf­nahmen zusammen. Kein Wunder also, dass der „Diri­gent des Jahres“ eben­falls bei Capriccio zu hören ist: , Sohn zweier Klavier­lehrer aus , heute Gene­ral­mu­sik­di­rektor der Staats­oper und erster Gast­di­ri­gent des Yomiuri-Nippon-Sinfo­nie­or­ches­ters. Nun wird er auch für seine verdienst­volle Ausein­an­der­set­zung mit Bohuslav Martinů ausge­zeichnet. Mit dem Radio-Sympho­nie­or­chester hat er sämt­liche Sinfo­nien des tsche­chi­schen Kompo­nisten, der noch immer im Schatten von Smetana, Dvořák oder Janáček steht, aufge­nommen.

Der Schuh­ma­cher-Sohn Martinů war so begabt, dass sein Heimatort ihm die musi­ka­li­sche Ausbil­dung finan­zierte, aller­dings wurde er wegen mangelndem Inter­esse schnell vom Unter­richt am Konser­va­to­rium ausge­schlossen. Seine Musik ist eigen­willig: Anklänge an die Volks­musik seiner Heimat, aber auch die gekonnte Verar­bei­tung des Zeit­geistes – vor allen Dingen aber das Bekenntnis zur Musik als gefühl­hafte und emotio­nale Kate­gorie. Seine erste Sinfonie nahm Martinů in Angriff, nachdem er von den Nazis verboten worden und in die emigriert war. Das war 1942, bis 1946 legte er jedes Jahr eine neue Sinfonie vor, die sechste entstand dann 1953. Corne­lius Meister und sein Wiener Orchester erzählen auch die Zwischen­töne seiner Klang­sprache, sezieren die unter­schied­li­chen Ebenen und stellen die Musik in einen histo­ri­schen Bogen. Ein Projekt, an dessen Ende sicher­lich auch anderswo die Neuent­de­ckung Martinůs stehen wird.

Fotos: Marco Borggerve