Günter Hänssler
Musik, die nie vergessen werden darf
von Anna Mareis
10. Oktober 2018
Die Editorische Leistung des Jahres: Hänssler classic feiert Jubiläum und wird für die Legends-Edition mit dem Klavierwerk Vsevolod Zaderatskys ausgezeichnet.
Wenn ein Preis wie der neue OPUS KLASSIK einen Sinn hat, dann auch, um Persönlichkeiten wie Günter Hänssler auszuzeichnen! Der Musikverleger hat über Jahre hinweg Aufnahmen auf den Markt gebracht, die unseren Kosmos ins Unendliche erweitert haben: legendäre Einspielungen großer Werke, unter anderem mit Dirigenten wie Helmuth Rilling, Editionen großartiger Orchester, vor allen Dingen aber Einspielungen von Komponisten, die viele Menschen gar nicht auf dem Zettel haben – und die am Ende gigantische Entdeckungen sind!
Genau eine solche Aufnahme wird nun prämiert: Die Klavierwerke von Vsevolod Zaderatsky, herausgekommen in der Legends-Edition mit Jascha Nemtsov am Klavier. Zaderatskys Lebenslauf ist der Soundtrack seiner Musik: Der russische Adelige war Klavierlehrer des Zarensohns, kämpfte im russischen Bürgerkrieg, gehörte zum engen Freundeskreis Skrjabins, wurde als „Volksfeind“ der Sowjets inhaftiert und kam in den Gulag. Hier komponierte er seine 24 Präludien für Klavier (in Anlehnung an den Schostakowitsch-Zyklus) aus Papiermangel auf Telegrafformularen – für jeweils zwei Stunden am Tag. Ein Klavier stand ihm dabei nicht zur Verfügung. Später wurde Zaderatsky aus dem Gulag entlassen und lebte bis zu seinem Tod 1953 in Lemberg.
In seine Musik ist das eigene Leben eingeschrieben, die Wirren der Zeit, die Verzweiflung und die Hoffnung. All das erzählt der Pianist Jascha Nemtsov in dieser wunderbaren und unbedingt hörenswerten Einspielung von Hänssler classic.