KlassikWoche 53/2020

Reak­tionen auf Grüt­ters’ Bayreuth-Pläne

von Axel Brüggemann

29. Dezember 2020

Die Erkrankung von Katharina Wagner, Monika Grütters’ Umbaupläne für Bayreuth, die Lage der Künstler in der Pandemie.

Die Zustände während Katha­rina Wagners Krank­heit gaben Anlass zur Sorge, die Fest­spiel-Inten­dantin hofft auf Unter­stüt­zung durch die Politik.

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Ausge­rechnet an jenem Tag, als bekannt wurde, dass 2020 fast 90.000 Solo­selbst­stän­dige Hartz IV bean­tragt haben, sorgte eine Aussage von Kultur­staats­mi­nis­terin für Irri­ta­tion: Grüt­ters wolle die „Struk­turen der “ über­prüfen, sagte sie der dpa, es ginge unter anderem auch um die „Außen­wir­kung der Fest­spiele“, aber auch um orga­ni­sa­to­ri­sche Abläufe. Der Rolle der Familie Wagner, bezie­hungs­weise der Inten­dantin Katha­rina Wagner, stärkte Grüt­ters in ihrer Aussage ausdrück­lich den Rücken. 

Irri­tie­rend ist, dass der öffent­liche Vorstoß der Kultur­po­li­ti­kerin wohl nicht abge­stimmt war. CRESCENDO erreichten zahl­reiche Anrufe und Mails, in denen sich Teile des Stif­tungs­rates und Kultur­po­li­tiker der Regie­rungs­ko­ali­tion irri­tiert über Grüt­ters« Aussagen zeigten. Vor allen Dingen ist unklar, was genau die Kultur­staats­mi­nis­terin mit ihrem Vorstoß bezweckt, welche Struk­turen sie konkret über­prüfen will und warum dieser Vorstoß ausge­rechnet in einer Zeit kommt, in der es drän­gen­dere kultur­po­li­ti­sche Aufgaben, etwa die Abwick­lung der „Novem­ber­hilfen“, gäbe. Unklar auch, auf welche Struk­turen sich Monika Grüt­ters bezog, auf jene der Fest­spiele oder der Richard-Wagner-Stif­tung. „Die Steu­er­gelder ‚gehören‘ nicht der Regie­rung“, wendete ein Koali­tions-Poli­tiker ein, von Bayreu­ther „Struk­tur­pro­blemen“ sei bislang nichts bekannt geworden, und der Stif­tungsrat sei von Grüt­ters nicht über ihren Vorstoß infor­miert gewesen.

Genau das aber behauptet der Spre­cher von Monika Grüt­ters, Joachim Riecker, nun auf Anfrage von CRESCENDO. Er betont in seiner Stel­lung­nahme, dass Grüt­ters seit „einiger Zeit im Gespräch mit den anderen Gesell­schaf­tern“ sei. Riecker weiter: „Es geht gerade auch nach den Erfah­rungen des vergan­genen Jahres mit dem zeit­wei­ligen krank­heits­be­dingten Ausfall der künst­le­ri­schen Leiterin und vor dem Hinter­grund der Corona-Pandemie darum, die Bayreu­ther Fest­spiele, die im inter­na­tio­nalen Rampen­licht stehen, zukunfts­fähig zu halten. In diesem Sinne die Geschäfts­füh­rung zu stärken, ist eine selbst­ver­ständ­liche Aufgabe der Gesell­schafter.“ Außerdem gingen die nun von der dpa veröf­fent­lichten Aussagen auf Mitte Dezember zurück.

Monika Grüt­ters selber befindet sich derzeit im Urlaub, hat gegen­über CRESCENDO aber ange­kün­digt, am 6. Januar Stel­lung zu ihren Plänen zu beziehen. 

Katha­rina Wagner reagierte derweil mit folgendem State­ment: „Ich bin erfreut zu lesen, dass Frau Staats­mi­nis­terin Prof. Monika Grüt­ters zum jetzigen Zeit­punkt trotz ander­wei­tiger großer Heraus­for­de­rungen und Probleme, welche es im kultu­rellen Bereich zu lösen gibt, die seit Jahren auch von mir in Frage gestellten, veral­teten Struk­turen nunmehr erneuern möchte, um der Bayreu­ther Fest­spiel GmbH, deren Mitar­beiter und nicht zuletzt der Leitung ein zeit­ge­mäßes und effek­tives Arbeiten auf weiterhin höchstem künst­le­ri­schen Niveau zu ermög­li­chen.“