Moritz Eggert über Spielpläne
Die Liste der ewig Gestrigen I
von Moritz Eggert
9. März 2017
Kein Kino würde sich trauen, nur Stummfilme aus den 20er-Jahren zu zeigen. Aber genau das, liebe Freunde der Musik, machen unsere Opernhäuser.
Kein Kino würde sich trauen, hauptsächlich Stummfilme aus den 20er Jahren zu zeigen. Kein Museum mit Wechselausstellungen würde sich trauen, hauptsächlich Ölschinken aus dem 19. Jahrhundert auszustellen. Und kein Buchverlag würde sich trauen, hauptsächlich Publikationen in Sütterlin-Schriftbild zu veröffentlichen.
Aber genau das, liebe Freunde der Musik, machen unsere Opernhäuser. Klar, da spielen die 19. Jahrhundert-Opern (die ungefähr 85% des Repertoires ausmachen) mal im KZ, mal auf dem Mars oder auch mal unter dem Rock von Ivana Trump, aber – da beißt die Maus keinen Faden ab – die Musik ist dieselbe. Und um die geht es doch letztlich, sonst müsste man keine Oper machen. Und tausende von Sängern werden allein daraufhin ausgebildet, allein in einem Vokalstil zu singen, der genau an diese 19. Jahrhundertopern angepasst ist (allerdings nicht an alles, was davor oder danach kam).
Solange das so ist, ist unsere Opernlandschaft tot, verarmt und erbärmlich, egal wie die Qualität der Inszenierungen ist – und die ist sicherlich generell hoch hierzulande. Es kann doch nicht wahr sein, dass man bis in alle Ewigkeiten hauptsächlich 19. Jahrhundert spielt, das ist falsch, dumm und tut auch dem Repertoire des 19. Jahrhunderts nicht gut. Die Welt würde nicht untergehen, wenn man mal ein paar Jahre lang keinen Wagner oder Verdi spielen würde, danach wären die beiden wieder frisch und neu und man würde sich richtig freuen, deren Opern zu sehen. So wie es ist, ist es einfach immer nur same old, same old, bis zur Unerträglichkeit. Man kann manche Stücke schon gar nicht mehr neu interpretieren, so „durch“ sind die Stoffe. Es ist ein ewiges Wiederkäuen des Immergleichen verbunden mit krampfhaften Versuchen, das Ganze in ein oft nicht passendes Korsett zu zwängen. Manche Stücke sollte man vielleicht einfach so machen, wie sie ursprünglich intendiert waren, das wäre dann schon fast das Radikalste.
„Es ist ein ewiges Wiederkäuen des Immergleichen“
Warum zur Hölle kann es nicht einfach so sein wie am Theater, wo der Anteil klassischer Stücke zu neuen Stücken ungefähr 50/50 ist (so wie es sich gehört), und so wie es sich ein sprach- und themensensibles Publikum auch wünscht? Man könnte es im Theater überhaupt nicht ertragen, ständig nur Menschen in der Sprache von Shakespeare oder Goethe reden zu hören, aber in der Oper liebt man diese Altsprachlichkeit anscheinend, wahrscheinlich, weil man den Text eh nicht versteht.
Ein beliebtes Argument verzagter Intendanten ist der ominöse „Publikumsgeschmack“ und auch das grandiose Missverständnis, dass neue Oper entweder fast nur aus Geräuschen und alternativer Klangerzeugung bestehen (so wie bei Lachenmann) oder aus hysterischen Weibern, die einen zwei Stunden lang im höchsten Register ankreischen (so wie bei Reimann), oder irgendwie eine Art „Labor“ sind, bei dem man rein gar nichts versteht und die Darsteller als Gurken und Früchte verkleidet sind (so wie vor Ewigkeiten Mal in einer Handy-Werbung).
Ich persönlich liebe sowohl Lachenmann als auch Reimann, und als Gurken verkleidete Sänger im Münchener-Biennale-Labor vor drei Zuschauern gebe ich mir auch gerne, aber es ist einfach Blödsinn, wenn das heutige Opernrepertoire allein auf solche Stücke reduziert wird. Tatsächlich gibt es zahllose hervorragende Stücke, die zuallererst einmal Opern sind und nicht alleine Ästhetik oder intellektuellen Diskurs zum Thema haben.
„Das Ergebnis ist niederschmetternd und deprimierend“
Auch im Theater gibt es experimentelle und radikale Stücke aber eben auch Mal ein gut geschriebenes Konversationsstück mit heutigen Dialogen, Wortwitz und Unterhaltungswert. Oder ein Stück, dass einfach aktuelle und für unsere Gegenwart relevante Themen behandelt, ohne gleich jedes Mal das Theater an sich komplett neu erfinden zu müssen. Meiner Ansicht nach braucht ein gutes und ausgewogenes Repertoire beide Arten von Stücken, die experimentellen und die einfach nur zeitgenössischen, dann kann man von einem lebendigen Spielbetrieb sprechen, ansonsten nicht.
Der Spielbetrieb des heutigen Opernbetriebes ist also extrem besorgniserregend in seinem immer stärker werdenden Anachronismus. Jede Inszenierung muss entweder eine „radikale Neudeutung“ eines schon tausend Mal durchgekauten Stoffes sein, oder es geht bei der neuen Uraufführung von XY gleich um die Neuerfindung des gesamten Genres. Das resultiert in einem ewigen Verharren auf der Spur der Gestrigkeit, denn die (durchaus auch mal funktionierenden) Neuerfindungen des Genres, werden quasi nicht nachgespielt, sodass das Genre am Ende doch genau bei dem bleibt, was es ohnehin schon die ganze Zeit hauptsächlich anbietet: Wagner, Verdi und Mozart. Vielleicht auch mal Verdi und Mozart und Wagner. Oder Wagner, Verdi, und gleich nochmal Wagner, aber dafür halt kein Mozart. Usw. und sofort.
Ich habe anhand der Spielpläne mal den großen Operncheck gemacht. Und das Ergebnis ist niederschmetternd und deprimierend. Wie viele neue Stücke werden gespielt? Wie viel Platz gibt es für Erst- und (viel wichtiger!) Zweit- und Mehrfachaufführungen neuer Stücke? Mein System war einfach. Ich habe alle Premieren der aktuellen Spielzeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz daraufhin angeschaut, wie das Verhältnis neu/alt bei den Premieren ist. Als „neu“ definiere ich alles, was nicht älter als 50 Jahre ist, und das ist schon ziemlich freundlich im Vergleich zu den Zeiten von Mozart, in denen eigentlich fast gar nichts aufgeführt wurde, was nicht gerade eben erst geschrieben worden war.
Ich schaute ausschließlich auf Opernpremieren, nicht etwa auf Ballett oder Tanztheater (dort ist die Musik zwar viel öfter „neu“ als in der Oper, aber fast ausschließlich von der Konserve und nur selten speziell als „Werk“ hierfür komponiert sondern meistens ein Mix aus verschiedenen Musiken). Ebenso ausgeschlossen habe ich die Sparte „Musical“, weil es sich hier um ein relativ junges Subgenre handelt und daher automatisch die meisten Stücke nicht älter als 50 Jahre sind. Meistens sind es aber auch dort immer dieselben Stücke, das wäre aber einen eigenen Artikel wert.
„Musicals waren auch mal politisch, heute sind sie es fast nicht mehr“
Nicht ausgenommen habe ich die Sparte „Operette“, dort scheint das Repertoire allerdings vor allem aus der „Lustigen Witwe“ zu bestehen, ab und zu einmal abgelöst von „Der Vetter aus Dingsda“ oder meinetwegen „Orpheus in der Unterwelt“. Okay, es gibt noch zwei, drei Stücke mehr in der Rotation, aber es ist geradezu erschütternd mit wie erbärmlich wenigen Stücken die Operette heute auskommt. Einzige Ausnahme in dieser Spielzeit ist der geschätzte Kollege Benjamin Schweitzer, aber der wird dann natürlich auch (zu Unrecht) dafür gescholten und wie ein bösartiger Fremdkörper behandelt. Dabei bräuchten wir heutzutage mehr denn je zeitgenössische Offenbachs oder Pepuschs, die dem ganzen bösartigen und widerwärtigen Trump-LePen-AfD- Affenarschzirkus freche und vor allem politische neue Operetten entgegensetzen könnten. Wo sind sie? Da niemand in unseren Opernhäusern nach ihnen fragt, gibt es sie nicht. Musicals waren auch mal politisch, heute sind sie es fast nicht mehr. Und bei Musicals werden auch nur ganz selten neue Stücke gespielt, meistens sind es die „Oldies“ von vor über 50 Jahren (wie „West Side Story“ oder „My Fair Lady“, das manchmal als Operette, manchmal als Musical durchgeht, und daher quasi doppelt vorkommt).
Der allererste Blick ist – was die Opern-Premieren allein im sogenannten „Großen Haus“ angeht, relativ ernüchternd. Im Schnitt haben die Opernhäuser 6–8 Premieren, davon ist maximal eine ein neues Stück, oft eine Uraufführung. Und diese gibt es meistens nur in den avancierteren Häusern, andere Häuser haben Spielpläne, die komplett unberührt von irgendetwas sind, das sich nach der Gründung des Münchener Fußballclubs 1860 ereignete. Im Grunde könnte man da gleich ein Museumsschild davor hängen (das wäre wenigstens ehrlich), nur… selbst die altertümlichsten Museen sind noch moderner und aufregender als diese Häuser!
Deutlich besser schaut es bei den sogenannten „Jugend- und Kindertheater“-Premieren aus. Hier ist die Gewichtung ganz klar in Richtung neuerer Stücke, was einerseits den vielen Initiativen zur Qualitätsverbesserung von Musiktheater für junges Publikum zu verdanken ist, andererseits einfach aber auch der Tatsache geschuldet ist, dass Jugendliche und Kinder einfach zu klug sind, um sich allein mit Old Fashioned-Kram ins Theater locken zu lassen. Und sie es natürlich auch noch nicht so wichtig finden, ihre Juwelen oder ihre Bayreuth- bzw. Opernlogentickets zur Schau zu stellen, um gesellschaftlich irgendwie relevant zu sein.
„Welche Opernhäuser haben nun einfach GAR KEINE neuen Stücke?“
Aber machen wir uns nichts vor – an vielen Häusern gilt das Jugendtheater als eine Art Second-Rate-Beschäftigung für auszubeutende und schlecht bezahlte junge Talente. Und das obwohl die Kinderaufführungen oft viel besser besucht sind, als die Erwachsenenaufführungen: Es gibt nämlich einen echten Bedarf an qualitativ hochwertigem Entertainment für junge Zuschauer. Dennoch finden solche Aufführungen meist auf den „kleinen“ Bühnen statt, oder auf Probebühne 27B im 3. Stock. Dafür laufen sie aber oft viel länger als die Prestigeopern im Großen Haus, und es gibt auch wesentlich mehr Zweitaufführungen von erfolgreichen Stücken. Immerhin.
Noch ernüchternder ist aber nicht allein der Blick die Premieren, sondern auf den tatsächlichen Spielplan des ganzen Jahres, nicht nur die Premieren sondern auch die Wiederholungen schon aufgeführter Inszenierungen. Da stellt man schnell fest, dass die 45673te Aufführung von „Carmen“ in der alten Inszenierung von 1951 im Jahr 70 Mal gespielt wird, die neue Oper von X.Y. Pendegratzki-Mrnza aber eben nur sechs Mal. Aber über die liest man wenigstens im Feuilleton, über die zahlreichen Kinderstücke dagegen gar nichts.
Schaut man sich also den Spielplan an, kommt man auf einen sehr, sehr niedrigen Anteil von neuen Stücken, es wird leicht besser, wenn man die Kinderstücke dazu nimmt, aber das ist auch alles.
Welche Opernhäuser haben nun einfach GAR KEINE neuen Stücke? Wer gehört auf die schwarze Liste der ewig Gestrigen?
„Aber da läuft auch meist nur Schwanensee oder Nutfucker“
Hier sind die Häuser, in denen im Jahre 2016⁄17 keine einzige Première erklingt, in der Musik aus unserer Zeit existiert, wohlgemerkt ausgenommen Musical und Tanztheater/Ballett, aber da läuft auch meist nur Schwanensee oder Nutfucker, äh, Nutcracker.
- Annaberg-Buchholz
- Bautzen (hat allerdings generell keine Premieren sondern nur Revues mit gemischtem Programm)
- Cottbus
- Erfurt („Turn of the Screw“ zählt nicht, ist von 1954)
- Essen (besonders deprimierend, wenn man bedenkt, dass Essen eine große Stadt ist)
- Freiberg-Döbeln
- Halberstadt
- Heilbronn
- Hof (Sorry, aber die „Karmeliterinnen“ von Poulenc wurden 1957 geschrieben)
- Kiel
- Klagenfurt
- Landshut (Auch das „Schlaue Füchslein“/Janacek: von 1923!)
- Leipzig
- Lübeck
- Lüneburg (Bei „Schlafes Bruder“ könnte man an Enjott Schneider denken, aber nein, „Musik: J. S. Bach“ – vielleicht ein Fehler?)
- München (Staatsoper) („Der Konsul“ von Menotti ist das mit Abstand modernste Stück, Première 1950, also 67 Jahre alt)
- Neu-Brandenburg
- Nürnberg (das Modernste ist hier allen Ernstes… Mussorgski!)
- Potsdam (zwar nur eine Première, aber dennoch… Händel?)
- Rostock („Zar und Zimmermann“ von Hans Werner Lortzing, äh…Lortzing)
- Saarbrücken (auch hier Janacek als „Der Moderne“)
- Schleswig (immerhin „Lulu“, aber dennoch: fast hundert Jahre alt!)
- Schwerin („Peter Grimes“ von 1945 ist hier das Modernste)
- Ulm (auch mit dem „Evergreen der uns das Publikum nicht verschreckt weil es Nackerte und Sex gibt“: Lulu!)
- Wien (Staatsoper) (Das Modernste: „Pelleas“ von Debussy, Première 1902, also 115 Jahre alt!)
- Wiesbaden (Natürlich der „Ring“, und – man glaube es kaum – „Peter Grimes“ als das „moderne Stück“) (Und: Nur ein einziges Mal wiederholte Uraufführungen bei Festivals zählen nicht, es geht um das Kernrepertoire im normalen Spielbetrieb)
Ein paar Kommentare zu dieser Liste
Halle wurde rausgenommen, es gibt dort eine Première von der Gottseidank lebenden Sarah Nemtsov, die allerdings nicht in der Spielplanvorschau aufgelistet war.
Es fällt auf, dass viele der obengenannten Opernhäuser im Osten stehen. Ohne jetzt hier eine Ost-West-Diskussion aufmachen zu wollen, aber sicherlich sind die finanziellen Mittel einer Oper wie Bautzen andere als die von zum Beispiel Wiesbaden. Beide Häuser aber sind auf der Liste. Uraufführungen sind teurer als Zweitaufführungen, aber… müssen es immer Uraufführungen sein? Müssen es immer riesige und aufwändige Stücke wie „Die Soldaten“ sein? Würde es sich nicht lohnen, gerade gute (neue!) Stücke wiederaufzuführen, die auch an kleineren Häusern aufzuführen sind? Da besteht – auch kompositorisch – noch Nachholbedarf nach manchem Exzess der Moderne, der auf die tatsächliche Praxis kaum Rücksicht nimmt. Andererseits ist gerade diese Praxis auch einem Instrumentationsmodell des 19. Jahrhundert verpflichtet, und man kann die Komponisten verstehen, die da ausbrechen wollen.
„Uraufführungen sind teurer als Zweitaufführungen“
Auch interessant: Nur ein einziges Haus aus der Schweiz oder Österreich kann es sich anscheinend leisten, keinerlei moderne Premieren zu haben. Opernhäuser sind dort weniger dicht gestaffelt wie in Deutschland, und profitieren oft davon, ein größeres Einzugsgebiet zu haben, was mehr Mut ermöglicht. Das eine Haus dem das Wurscht ist, ist natürlich… die Wiener Staatsoper. Die Touristen werden wahrscheinlich schon „Pelléas und Mélisande“ zu gewagt finden, aber dieses über 100 Jahre alte Stück zählt hier wohl für „Die Moderne“.
Leipzig: warum traut sich dieses Opernhaus nicht mehr, obwohl es in einer Stadt steht, die durchaus von vielen jungen Menschen bewohnt wird? Muss man da allein „Freischütz“, „Turandot“, „Lucia di Lammermoor“ und „Salome“ anbieten (gähn), ergänzt von einer eher unbekannten Oper von Gounod, „Der Rebell des Königs“? Geht da nicht auch ein bisschen mehr? Traut euch!
Bayerische Staatsoper – die Frage ist hier, warum ein so reiches und tolles Haus mit fantastischem Orchester und den tollsten Sängern es sich überhaupt leisten kann, eine Spielzeit ohne zeitgenössische Première zu haben (so wie dieses Jahr)…
Und überhaupt: warum suchen Dramaturgen lieber eine bisher unentdeckte Oper aus der Vergangenheit zur Aufführung aus (was den jeweiligen Komponisten nie etwas bringt, da sie schon lange unter der Erde sind), anstatt sich nach zu wenig aufgeführten aktuellen Stücken umzusehen? Ich bin ja nicht dagegen, dass man die Musikgeschichte um bisher unbekannte Facetten erweitert, aber wäre es nicht spannender, in einem lebendigen Austausch mit der fucking Gegenwart zu sein?
„Man betrachte dies bitte nicht als Hohn und Spott“
Man könnte also die obige Liste tatsächlich als eine Art „List of Shame“ betrachten. Und ja, ich weiß, dass viele der obigen Häuser nur ein bis zwei Premieren pro Spielzeit haben. Aber nein, das allein ist für mich keine Entschuldigung, zumindest nicht in diesem Jahr. Ein Kino, das nur Chaplin-Filme (so großartig die auch sind) zeigt, geht irgendwann pleite, ein Opernhaus dagegen wird subventioniert. Und bevor ich jetzt lauter zornige Briefe von Intendanten und Dramaturgen bekomme, die mir von ihren radikalen Uraufführungen im Jahre 2015 vorschwärmen – zählt nicht für diese Liste. Hier geht es um 2016⁄17, und nächstes Jahr mache ich vielleicht eine neue „List of Shame“. Man betrachte dies bitte nicht als Hohn und Spott gegenüber den genannten Häusern, sondern als Versuch einer konstruktiven Kritik mit Aufforderungscharakter. Und: liebe Oper Cottbus: Euer „Wozzeck“ ist auch hundert Jahre alt, sorry, zählt nicht. Tolles Stück übrigens, aber wir kennen es schon lange.
Und nun zu den Häusern, die bei ihren Premieren den größten Anteil neuer Stücke haben, man soll ja auch loben.
Trommelwirbel.….
Der Bad Blog Award für ausgewogene Programmplanung geht dieses Jahr an:
- Basel
- Dortmund
- Görlitz
Basel hat vielleicht das spannendste Lineup: mit Stockhausen, Ayres, Xenakis und Glass sind nämlich erfreulich unterschiedliche Stilrichtungen des späten 20. wie frühen 21. Jahrhunderts vertreten, das kann man ohne weiteres stehen lassen. In Dortmund gibt es sogar mehr neue Stücke als Premieren als alte, auch dies besonders lobenswert. Görlitz profitiert wiederum davon, dass zwei von nur drei Premieren neuere Stücke sind, aber auch dies lobenswert. Als „runner up“ kann die Berliner Staatsoper gelten, die fünf von zwölf Premieren neueren Stücken widmet.
„Die Toten haben eindeutig gewonnen“
Nun aber zur Gretchenfrage: Wie viele Premieren sind von eigentlich aktuell lebenden Komponisten, wie viele von toten Komponisten? Ich habe es einfach Mal gezählt:
Es gab 556 Opern/Operettenpremieren.
Davon waren 497 Premieren von Komponisten, die leider die Premierenfeier nicht mehr besuchen können, sprich: unter der Erde, sprich: tot sind.
Nur magere 63 Premieren waren von Komponisten, die tatsächlich aktuell auf diesem Planeten präsent sind, sprich: leben.
Das Verhältnis von toten zu lebenden Komponisten ist ca. 8:1.
Die Toten haben eindeutig gewonnen.