Was ist hier gesucht?

Nur wer der Minne Macht entsagt

von CRESCENDO Redaktion

18. November 2020

Mein Schöpfer war auf der Suche nach einem besonderen Klang: heroisch sollte er sein, feierlich und würdevoll.

Da, wo ich bin, ist die Liebe. Und die Gier. Und der Neid. Und der Betrug. Und die Miss­gunst. Da, wo ich bin, ist das Gold. Und der Schatz. Und der Ring. Ja, der Ring! Der Eine, der Wunder­bare. Der, der endlose Macht verleiht. Aber nur demje­nigen, der der Liebe entsagt: „Nur wer der Minne Macht entsagt, nur wer der Liebe Lust verjagt, nur der erzielt sich den Zauber, zum Reif zu zwingen das Gold.“ Und wo ich bin, geht es natür­lich – wie so oft – auch um Mord und Totschlag. All dem, gebe ich den rich­tigen, den einma­ligen Klang. Denn nur dafür wurde ich von dem Mann, dem Kompo­nisten erdacht und erschaffen. Eigens für diese Geschichte.

Irgend­etwas dazwi­schen

Dabei ist mein Name weitaus impo­santer als meine Gestalt. Zudem ist er etwas irre­füh­rend. Denn er hält nicht ganz, was er verspricht. Mein Name besteht aus zwei Teilen – und bei beiden denkt der Hörer unwill­kür­lich an etwas Großes, Impo­santes und Gewal­tiges. Dabei bin ich vom Aussehen doch recht gewöhn­lich, man könnte sagen: Vergli­chen mit meinem Namen bin ich fast ein biss­chen unscheinbar. Man könnte mich sogar leicht verwech­seln, mit zwei nahen Verwandten. Vom einen habe ich das Aussehen, vom anderen das Mund­stück. Ich bin nicht dies, ich bin nicht das, ich bin irgend­etwas dazwi­schen. Aber, aufge­passt: Ich gelte als eigen­ständig! Und dennoch fühle ich mich allein selten so recht wohl, ich mag die Gesell­schaft. Mich gibt es also immer nur im Satz. Und wenn»s ihnen hilft, hier noch ein Stich­wort: links­griffig!

Hero­isch, feier­lich und würde­voll

Mein Schöpfer war damals, wir schreiben das Jahr 185152, auf der Suche nach einem beson­deren Klang: hero­isch sollte er sein, feier­lich und würde­voll. Er kompo­nierte gerade ein neues Stück. Vier Teile, zig Stunden. Doch für den Klang, der ihm vorschwebte, gab es kein Ins­trument. Ein gewisser Vaclav Fran­tisek Czer­veny und Adolphe Sax machten es am Ende möglich. Denn der eine hatte ein Instru­ment erfunden mit Namen „Cornon“; und der andere war nichts weniger als der Erfinder der Saxo­fone – und der Saxhörner. Mein Erfinder wiederum nahm einfach von beiden etwas: vom einen das Mund­stück, vom anderen die Mensur. Et voilà, ich war geboren! Mit der Zeit sind auch andere Kompo­nisten auf meinen Geschmack gekommen. So zum Beispiel der liebe oder für sein Le Sacre du Prin­temps. Oder Bruckner, Puccini, Holst, Mussorgsky…

Wissen Sie, was wir suchen? Die Auflö­sung finden Sie auf der nächsten Seite!

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Fotos: Félix Nadar / Wikipedia