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Das Höchste der Gefühle
21. April 2021
Ich suhle ich mich gerne so richtig und habe ein Herz für die, die meine ergreifende Schönheit erst beim zweiten Hören verstehen.
Ich gehöre zur Königsklasse der Kunst! Musikalisch gesehen bin ich gar das Höchste der Gefühle. In denen suhle ich mich gerne so richtig. Und gerne richtig lange. Dabei habe ich auch ein Herz für diejenigen, die meine umfassende Emotionalität, meine ergreifende Schönheit oder meine musikalische Komplexität erst beim zweiten Hören verstehen können: Die Geschichte wollte es so, dass ich mich immer wiederholte. Und zweimal litt oder liebte, schrie oder säuselte, anklagte oder anmachte. Der Teil in der Mitte, der reichte einmal. Aber der Anfang? Der war gleichzeitig das Ende. Diese ewigen Wiederholungen! Ich habe den Verdacht, dass Sie im Publikum mir manchmal zum Schluss schon nicht mehr richtig zuhörten. Oder warum bitte entschlossen sich Regisseure und Dirigenten irgendwann, mir einfach das Ende der Geschichte zu rauben? Was glauben Sie, was das für ein Affront war?
Ausdrucksmöglichkeiten und Überraschungsmomente
Jaja, diese schnelllebige Zeit. Irgendwann schlossen sich sogar die werten Herren Komponisten an und nahmen mir die regelmäßige Struktur. Mir sagten sie, das würden sie der Schönheit wegen machen – damit ich noch schöner strahle, damit ich noch mehr Ausdrucksmöglichkeiten und Überraschungsmomente habe. Pah! Als ob ich das nötig hätte! Wenn Sie mich fragen, sollte alles nur schneller gehen und die Regisseure wollten sich nicht noch länger an mir aufhalten. Denn, das gebe ich zu, voran geht es mit mir nicht. Dafür bin ich aber auch nicht gemacht. Ich bin dazu da, zu verharren und mich um den Menschen dahinter zu kümmern.
Schwindelig beim Hören
Lassen Sie mich doch berichten, wie es sich anfühlt, da drinnen im Herzen! Aber nun genug gejammert, denn ich habe auch große Triumphe zu verzeichnen. Dieser Mozart, wissen Sie, der aus Wien, nach dem man diese Schokoladenkugeln benannt hat – der hat mein echtes Potenzial erkannt! Der hat dafür gesorgt, dass ganze Menschenscharen nur wegen mir in die Oper kommen – weil sie, voyeuristisch wie ihr Menschen seid, wissen wollen, ob die Sopranistin mich bändigen kann. Ja, der Mozart, der hat mich in solche Höhen hinausgeschleudert, dass einem beim Hören ganz schwindelig wird. Gott sei Dank bin ich persönlich ja unempfindlich. Aber es stimmt schon: Die Sänger, die mit mir konfrontiert werden, haben es da oft nicht ganz so leicht.
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