Was ist hier gesucht?
Ein komplettes Desaster
12. Mai 2021
Von der Körpersprache her ist dieser Job ein Desaster. Psychologen würden dem Betreffenden wohl eine ablehnende Haltung seinem Gegenüber diagnostizieren.
Glauben Sie etwa, den hat es schon immer gegeben? Einfach so? Glauben Sie etwa ernsthaft, der stand immer so da? Nein, nein! So einen Job muss man schon extra erfinden, den muss sich schon einer ausdenken. Das kann nicht jeder. Das muss man ehrlich zugeben. Klar, es geht um Können und um Gespür, um Taktgefühl und Musikalität. Aber sind wir mal ehrlich, es gehört auch eine große Portion an Selbstdarstellung dazu. Wer nicht gerne im Mittelpunkt steht, hat ganz vorne auch nichts zu suchen. Das muss man mögen. Und, ja klar, auch können.
Die Sachsen mit ihrem ehrenwerten Gewandhausorchester
Rein von der Körpersprache her ist dieser Job natürlich ein komplettes Desaster. Psychologen würden dem Betreffenden wohl eine ablehnende Haltung seinem Gegenüber diagnostizieren. Aber wie soll man’s auch machen!? Egal wie man sich dreht und wendet, einem gegenüber ist man immer unhöflich. Dabei war bis ins 18. Jahrhundert hinein doch alles paletti. Man saß so schön beisammen, musizierte da so vor sich hin – und warum sollte nicht einer aus der illustren Runde auf vier zählen können. Oder auch auf drei. Je nachdem. Vom Cembalo aus soll es sich ja oft herrlich gezählt haben. Und wenn derjenige das Stück sogar noch selbst komponiert hat, na dann umso besser. Und bitte! Aber wie gesagt, es menschelt halt überall, und so muss sich halt einer immer in den Vordergrund drängen. Und so kam es, wie es kommen musste. Es entstand eine ordentliche Berufsbezeichnung. Auweia! Rund 200 Jahre ist das nun her. Und wer waren mal wieder die Vorreiter? Na klar, die Sachsen. Mit ihrem ehrenwerten Gewandhausorchester. Da musste sich ja einer unbedingt ganz nach vorne stellen. Noch vor die erste Reihe. Bravo, Herr Mendelssohn!
Verkappte Diktatoren
Aber wer glaubt, das sei ein reines Männerproblem, der irrt sich. Auch Frauen machen es. Sie sind zwar noch deutlich in der Unterzahl. Aber sie stehen nicht viel schlechter da als ihre männlichen Kollegen. Musikalisch gibt’s da nichts zu hinterfragen. Höchstens kleidertechnisch. Aber sind wir ehrlich, selbst nicht jeder Mann sieht in einem Frack immer so besonders vorteilhaft aus. Einer, der es wissen musste, sagte über diese Spezies einmal, sie seien verkappte Diktatoren, die sich glücklicherweise mit der Musik begnügten. Na dann, schön verbeugen, bravo!
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