Was ist hier gesucht?
Besonders sprunghaft
9. Juni 2021
Ohne mich sind alle nichts. Denn durch mich werden die ersten Reihen des Orchesters überhaupt erst lebendig.
Mein Leben ist ein ständiges Auf und Ab. Mal geht es steil aufwärts, und mal geht es langsam wieder abwärts – und oft ist es aber auch genau andersherum. Aber dieses Auf und Ab, es gehört zu meinem Leben einfach dazu. Es macht mich erst zu dem, was ich bin. Es ist sozusagen, auch wenn es ein bisschen pathetisch klingen mag, meine Bestimmung, mein ganzer Lebensinhalt. Doch dabei bin ich nicht gänzlich frei. Ich muss tun, was andere zu Papier gebracht haben. Jene geben mir den Rhythmus vor, bestimmen, wo es lang- und hingeht und vor allem, wo es mit mir endet – zum Beispiel an der Spitze.
Wallung und Aufruhr
Aber bei dem, was ich tue, bin ich besonders effektvoll. Stick-slip-Effekt wird mir nachgesagt. Und die, die das sagen, müssen es wohl wissen. Damit bringe ich mein Gegenüber in Wallung, in Aufruhr, sorge sozusagen für die „good vibrations“. Wo ich bin, spielt die Musik. Giovanni Battista Viotti machte mir deshalb einst auch ein wunderbares Kompliment, er sagte: „Le violon, c’est l’archet.“ Das heißt so viel wie, ohne mich sind alle nichts. Denn durch mich werden die ersten Reihen des Orchesters überhaupt erst lebendig. Eine Masse, die hin- und herwogt. Durch mich bekommt die Musik erst ihr Leben!
Doch bei all meiner Bescheidenheit: Ich bin auch noch tierlieb. Ich habe ein Pferd, genauer: einen Schimmel. Gut, zugegeben, Sie haben mich ertappt: Ich trage nur seine Haare. Aber die werden von mir dann auch gehegt und gepflegt, mit Kolophonium beispielsweise. Zudem besitze ich auch noch einen Frosch. Gerade in Zeiten des Barocks war der doch besonders sprunghaft. Aber das ist ja schon lange her.
Interessante Männer
Im Lauf der Zeit begegnete ich immer wieder höchst interessanten Männern. Diese nahmen sich meiner an, tüftelten an mir herum, bogen mich hierhin und dorthin und gaben mir zu guter Letzt auch noch ein exotisches Kleid aus Fernambuk beispielsweise. Einer von Ihnen war François Xavier Tourte, ein gelernter Uhrmacher und begnadeter Mathematiker. Aber auch der gute John Dodd kreuzte meinen Weg. Er erbettelte Austernschalen, um daraus für mich Perlmutt zu machen. Ein gebürtiger Schotte war er und gelernter Büchsenschlosser dazu. Noch einmal für 1000 Pfund Sterling wollte er mein Geheimnis verraten, auch keinem seiner Lehrlinge war es anvertraut. Doch alle sein Ruhm, er nutze ihm nichts. Denn er endete völlig verarmt im Armenhaus von Richmond.
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