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Süsse Melodey

von CRESCENDO Redaktion

12. August 2020

Achtung, jetzt kommt's: das ganz große Gefühl! Ah, spüren Sie es schon? Ein „Zittern frey, das süsser laut die Melodey geschehen mag“.

Achtung, jetzt kommt’s: das ganz große Gefühl! Ah, spüren Sie es schon? Spüren Sie, wie es vibriert? Ein „Zittern frey, das süsser laut die Melodey geschehen mag“. Naja, der geho­bene Gemüts­zu­stand – der kommt nicht einfach mal eben so. Da muss man ein biss­chen nach­helfen.

Große Gefühle

Denn er braucht schon die ganz große Bühne, sozu­sagen die „Good Vibra­tions“. Und wer bisher dachte, große Gefühle entstehen im kleinen linken Zeh, der irrt sich gewaltig. Sie entstehen in den Fingern. Was glauben Sie, wozu etwa der kleine linke Finger imstande ist? Wenn der einmal loszit­tert – der rührt Sie zu Tränen! Das traut man dem kleinen Kerl gar nicht zu.

Diese schreck­liche Zitterei

Es geht aber auch anders­herum. Denn er kann einen mit seinem Getue auch zu Tode nerven. Man möchte ihm dann zurufen: Hör auf mit dieser schreck­li­chen Zitterei! Das kommt übri­gens öfter vor, als Sie denken. Nur traut sich das natür­lich niemand im Konzert­saal zu sagen. Das große Gefühl kann furchtbar sein, vor allem dann, wenn es zur Routine wird und nur noch gefühls­du­selig wirkt und zur öden Masche oder Posse verkommt.

Falsche Töne

Der Italiener Fran­cesco Galeazzi schrieb dazu bereits 1791: „Ein gewisses Gezitter, das sie nicht unan­ge­nehm finden; aber das sind wirk­lich falsche Töne, die nur jenen gefallen können, die sich daran gewöhnt haben, aber die gänz­lich aus der Musik verbannt werden sollten bei jedem, der mit gutem Geschmack versehen ist.“

Das große Zittern

Deshalb sagen auch manche: Streich, solange du nur kannst – und zwar ohne zu zittern. Denn ihrer Meinung nach wird der Klang mit der rechten Hand erzeugt und eben nicht mit der linken. Deshalb komme das große Gefühl, das große Zittern auch erst ganz zum Schluss auf – sozu­sagen als Höhe­punkt, als i‑Tüpfelchen, als Orna­ment. Und eben nicht als bloßer Affekt.

Ein bedeu­tungs­volles m

Es gibt aber wiederum auch solche, die davon gar nicht genug bekommen können. Sie suchen nervös das Noten­blatt ab – auf der Suche nach dem einen, alles entschei­denden Hinweis. Sie suchen nach einem kleinen, aber bedeu­tungs­vollen „m“: „wo dies stehet/​muß fest zuge­druckt werden mit dem Finger / aber die gantze Hand beweget werden.“ Mit dem Gefühl ist das halt so eine Sache. Für manche sind auch die kleinen Emotionen schon ganz groß. Und der Rest ist einfach nur eine Zitter­partie.

Wissen Sie, was wir suchen? Die Auflö­sung finden Sie auf der nächsten Seite!

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Fotos: Manfred Esser