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Ein weißes Pferd fliegt durch die Luft
2. September 2020
Mein „Gesamtkunstwerk“ sollte szenische, raumakustische und musikalische Ideen zu einer Einheit verbinden.
Das 400-köpfige Publikum liegt auf Liegestühlen und richtet den Blick nach oben. Weit über den Köpfen werden Videoprojektionen an die Decke geworfen, Tänzer in Hängematten aufgehängt und Flügel windmühlenartig durch den Raum bewegt. Ein weißes Pferd fliegt an einem Kran befestigt durch die Luft. Das war sie, die Vollendung meines Großprojekts, das länger als Wagners Ring dauert und als unaufführbar gilt.
Etwas Weltumspannendes
Mein „Gesamtkunstwerk“ sollte szenische, visuelle, raumakustische und musikalische Ideen zu einer Einheit verbinden und etwas Weltumspannendes schaffen. Meine religiöse Erziehung spiegelt sich nicht nur in dieser Komposition wider. Zeit meines Lebens war ich gläubig, auch wenn ich mich immer mehr vom Katholizismus löste, mich mit kosmischen und spirituellen Fragen beschäftigte und mich als Medium der göttlichen Welt verstand. Ich galt als exzentrisch und esoterisch, als ich eine Privatreligion entwickelte, mich nach Tagesfarben kleidete, Freunde Abstand suchten und die Öffentlichkeit ihre Ablehnung zeigte.
Gnadenlos viele Aufführungen nicht autorisiert
Auch die Kompromisslosigkeit und genaue Planung meiner Werke wurden kritisiert, weil ich gnadenlos viele Aufführungen nicht autorisierte. Ich war Professor für Komposition, verfasste musiktheoretische Schriften und Essays, war für den Rundfunk tätig und komponierte über 300 Werke. Wer hätte das erwartet? Von einem Waisenkind, das seine Eltern im Krieg verloren hatte! Niemand.
Künstlerische Kultfigur und Parade-Avantgardist
Ich studierte zunächst Schulmusik, obwohl ich Dichter werden wollte, in Kontakt mit Hermann Hesse stand und dann doch die Lehrerlaufbahn anstrebte, um ein abgesichertes Leben zu führen. Doch es kam anders: Ich widmete mich immer mehr der Komposition, wandte mich der seriellen Musik zu, bewunderte Messiaen (Foto oben: Rob Croes / Anefo, CC0). Als künstlerische Kultfigur und Parade-Avantgardist der musikalischen Nachkriegsszene Deutschlands experimentierte ich mit unbekannten Klangwelten. Heute gelte ich als Erneuerer und Musketier der Neuen Musik. Auch auf dem Cover des Beatles-Albums „Sgt. Pepper’s“ bin ich als eine der 70 Persönlichkeiten abgebildet.
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