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Man lebt nur drei Mal!
5. August 2020
Geboren wurde ich 2637 vor Christus. Zum zweiten Mal lebte ich in der Zeit Alexanders des Großen. Und zum dritten Mal geboren bin ich im Jahr 1905.
Geboren wurde ich 2637 vor Christus. Zum zweiten Mal lebte ich in der Zeit Alexanders des Großen. Bei dessen Beerdigungszeremonie in Babylon im Jahr 323 v.u.Z. habe ich sogar im Begräbnis-Orchester mitgespielt. Und zum dritten Mal geboren bin ich im Jahr 1905 in Ligurien als ein Conte di Ayala Valva.
Meister der Desinformation
Als mir im Alter gelegentlich das Bein wehtat, lag das an einer uralten Verletzung, die ich vor Tausenden von Jahren als Krieger erlitten habe. Ja, ich glaube an die Wiedergeburt. Man nennt mich auch einen Meister der Desinformation, mein Leben ist ein großes Geheimnis. Journalisten, die Fragen zu meiner Biografie stellen, mag ich grundsätzlich nicht.
Ein hochkomplexes Zwölftonstück
Ab 1929 habe ich komponiert, vor allem Klavierstücke. In Rom habe ich Konzerte mit zeitgenössischer Musik veranstaltet. Als das Mussolini-Régime die Werke Schönbergs und anderer jüdischer Komponisten verbot, ging ich ins Ausland. 1944 schrieb ich mein erstes Streichquartett, ein hochkomplexes Zwölftonstück. Nach einer seelischen Krise inklusive psychiatrischer Behandlung war ich als Komponist völlig verändert. Ich wurde krank, weil ich zu viel nachdachte.
Medium der Klangenergie
Jetzt denke ich nicht mehr. Seit 1952 kreisen die Musikstücke um einen Ton, eine Tonachse, ein tonales Zentrum. Ich war gar kein Komponist mehr, sondern nur ein Medium der Klangenergie. In meinem Nachlass fanden sich beinahe eintausend bespielte Tonbänder. Erst 2010 wurden die Archive geöffnet, die Bänder sind inzwischen immerhin digitalisiert.
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