Obwohl ich äußerst schwer­ge­wichtig bin, habe ich nur drei Beine. Um mich zu heben, müssen schon mehrere Männer gleich­zeitig ran. Farb­lich sehe ich meist so aus, als ob ich von einer Beer­di­gung komme. Ich bin äußerst primitiv, da ich alles Schwarz oder Weiß sehe, weil ich fast nur aus Schwarz-Weiß bestehe. Paul McCartney und Michael Jackson haben mich bereits besungen, und auch der gute Billy Joel schien mich zu mögen. Leider hat mein kleiner Bruder in einem Sketch von Groß­meister Loriot die Haupt­rolle bekommen. Seitdem muss ich mir das jedes Mal anhören, wenn von unserer Familie die Rede ist.

Mit Hämmern und Schrau­ben­zie­hern

Gut, das mit dem Befin­gern lasse ich auch schon seit meiner Geburt über mich ergehen, aber dass sich inzwi­schen irgend­welche daher­ge­lau­fenen Wald- und Wiesen­diven auf meinem Rücken räkeln, finde ich nicht mehr ganz so lustig. Und wenn mir das dann nicht passt, ist schnell die Klappe zu, die Finger einge­klemmt und der Aufschrei groß. Noch verrückter aber sind diese Chir­urgen, die – auf Anraten eines hoch­sen­si­blen Musi­kers – denken, sie müssten zehn Stunden am Stück an mir herum­ope­rieren! Mit Hämmern und Schrau­ben­zie­hern statt mit sensi­blem OP-Besteck. Unfassbar. Ja, glauben die denn wirk­lich, das sei wie eine thai­län­di­sche Massage? Ich über­lege schwer, da einmal andere Saiten aufzu­ziehen.

Schöne Momente

Apropos Seite: Mein Dasein hat natür­lich auch seine schönen Momente. Zum Beispiel, wenn ich auf Reisen gehe, in einem goti­schen Saal einchecke und dort die Ruhe vor dem Sturm genießen darf. Gut, ein verrückter Tontech­niker hüpft eigent­lich immer über das Parkett – ganz zu schweigen von den Beleuch­tern, die einem das Licht in den Nacken lenken – aber grund­sätz­lich fühle ich mich wohler als allein am Opern­ring im Schau­fenster darauf zu warten, ein neues Herr­chen zu finden.

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