Alison Balsom
Liebe auf den ersten Ton
9. Februar 2020
Alison Balsom hat ihr neues Album „Royal Fireworks“ auf der Barocktrompete eingespielt. Neben Originalwerken für das Instrument gibt es spezielle Arrangements zu entdecken.
CRESCENDO: Wenn man Ihr neues Album anhört, wird einem ganz feierlich zumute.
Alison Balsom: Ja, das stimmt. Händels Feuerwerksmusik wirkt sehr festlich und stimmungsvoll. Das liegt vermutlich daran, dass die Trompete zur Entstehungszeit dieser Werke eigentlich bei allen wichtigen Anlässen benutzt wurde. Es war das goldene Zeitalter der Trompete.
»Ich spiele das komplette Album auf der Naturtrompete.«
CRESCENDO: Neben Händels Feuerwerksmusik spielen Sie auf dem Album unter anderem speziell arrangierte Stücke aus Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium. Was verbinden Sie mit diesem Werk?
Alison Balsom: Ich habe schon als Kind viel Musik von Bach gehört. Das Weihnachtsoratorium habe ich aber tatsächlich erst relativ spät kennengelernt und war dann völlig gebannt von diesem Werk. Dieses Stück ist von vollendeter Perfektion.
»Da die Barocktrompete keine Ventile hat, steht einem nur die Naturtonreihe zur Verfügung.«
CRESCENDO: Was macht dieses Album für Sie so besonders?
Alison Balsom: Der größte Unterschied dieses Albums zu allen anderen Alben, die ich je gemacht habe, ist, dass ich das komplette Album auf der Naturtrompete spiele.
Alison Balsom hat ihr neues Album „Royal Fireworks“ auf der Barocktrompete eingespielt.
(Alle Fotos der Seite von Alson Balsom: Lizzie Patterson)
Es gibt ein ziemlich klares akademisches Verständnis davon, was möglich ist auf diesem Instrument. Da es keine Ventile hat, steht einem nur die Naturtonreihe zur Verfügung – man kann also nicht einfach einen Violinpart spielen. Deshalb ist es ziemlich ungewöhnlich, für die Naturtrompete zu arrangieren – das macht eigentlich keiner. Umso aufregender war dieses Projekt natürlich für mich. Das war ein Experiment – und ein großer Spaß.
»Die größte Herausforderung bestand darin, verschiedene Klangfarben, Stimmungen und Tonarten zu vereinen.«
CRESCENDO: Das klingt auf alle Fälle nach einer enormen spieltechnischen Herausforderung.
Alison Balsom: Ja, das ist es, absolut. Wobei die größte Herausforderung letztlich darin bestand, nicht nur Werke in D‑Dur zu spielen, sondern ganz verschiedene Klangfarben, Stimmungen und Tonarten zu vereinen.
»Die Energie, die ein Publikum aussenden kann, ist absolut elektrifizierend – das ist wie Magie.«
CRESCENDO: Sie sind ein großer Fan von Live-Konzerten, für das Album waren Sie im Studio. Was ist für Sie hier der Unterschied?
Alison Balsom: Gute Frage. Die Sache ist: Mit der Barocktrompete kann man sowieso nicht den ganzen Tag aufnehmen, denn die Lippen werden schnell müde, und man kann nicht viele Takes machen. So ist die Aufnahme zwar nicht wirklich live, aber es gibt trotzdem nicht so viele Schnitte.
Neben Originalwerken für die Trompete gibt es auf Alison Balsoms neuem Album „Royal Fireworks“ Arrangements zu entdecken.
Der größte Unterschied zwischen Studio und Konzert ist, dass man sich in einem Konzert absolut öffnen muss, um eine Beziehung zu den Zuhörern einzugehen. Die Energie, die ein Publikum aussenden kann, ist absolut elektrifizierend – das ist wie Magie.
CRESCENDO: Fehlt das im Studio?
Alison Balsom: Ein bisschen. Aber wenn man im Ensemble füreinander spielt, kann eine ähnliche Art von Elektrizität entstehen.
»Die Barocktrompete ist weich und vokal. Das ist ein unglaublich inspirierender Klang.«
CRESCENDO: Sie spielen sowohl die moderne als auch die Barocktrompete. Wo liegen hier die Unterschiede?
Alison Balsom: Die moderne Trompete ist ein kraftvolles Instrument mit einem viel weiteren und breiteren Ton und jeder Menge Power, gerade wenn man laut spielt. Die Barocktrompete hingegen ist perfekt für die Barockmusik, sehr weich und vokal. Selbst wenn man sie laut spielt, wird sie nicht dominanter, sondern einfach nur brillanter. Das ist ein unglaublich inspirierender Klang. Ich liebe beide Instrumente, auf ganz unterschiedliche Art und Weise.
»So gespielt haben die Stücke viel mehr Überzeugungskraft.«
CRESCENDO: Welche Bedeutung hat die historische Aufführungspraxis für Sie?
Alison Balsom: Sie ist sehr, sehr wichtig für mich, und ich lerne nach wie vor sehr viel hierüber. Bei dem Projekt war ich von Kollegen umringt, die absolute Experten sind auf diesem Gebiet, und wir haben ausführlich über Ornamentation, Triller, Akzente und all diese Dinge gesprochen. Wenn man einmal beginnt, darüber nachzudenken, macht das einen riesigen Unterschied! Das Publikum muss nicht zwingend die Details wissen. Aber es wird merken, dass die Stücke so gespielt viel mehr Überzeugungskraft haben und mehr Sinn ergeben.
»Ich bin diesem Instrument total verfallen.«
CRESCENDO: Sie haben einmal gesagt, die Begegnung mit der Trompete sei Liebe auf den ersten Blick gewesen. Was ist damals passiert?
Alison Balsom: Ja, das war es definitiv. Ich war damals erst sieben Jahre jung, und ich liebte den Glanz und diesen wunderbaren Klang. Ich bin diesem Instrument damals total verfallen. Und daran hat sich bis heute nichts geändert.
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