Bomsori Kim

Ganz große Gefühle

von Dorothea Walchshäusl

13. Oktober 2018

Warum die koreanische Geigerin Bomsori Kim Musikwettbewerbe liebt und ihr erster Auftritt ein positiver Schock war.

Warum die korea­ni­sche Geigerin Bomsori Kim Musik­wett­be­werbe liebt und ihr erster Auftritt ein posi­tiver Schock war.

Für viele Künstler sind Wett­be­werbe ein notwen­diges Übel. Für waren sie eine beglü­ckende Inspi­ra­ti­ons­quelle bei ihrem Weg auf die großen Bühnen. So findet sich kaum ein Wett­be­werb, an dem die bril­lante Geigerin nicht erfolg­reich teil­ge­nommen hat – Höhe­punkte wie den ersten Preis beim ARD-Musik­wett­be­werb 2013 und den zweiten Preis bei der Inter­na­tional Violin Compe­ti­tion inklu­sive. Doch es war weniger der Ehrgeiz, der Kim leitete, als ihre Sehn­sucht nach inter­na­tio­naler musi­ka­li­scher Erfah­rung. „Die Vorbe­rei­tung auf die vielen Wett­be­werbe und meine Erleb­nisse dort haben mich in meiner Entwick­lung extrem beein­flusst“, erklärt Kim. Dabei habe sie nicht nur gelernt, sich in sehr kurzer Zeit ein umfang­rei­ches Reper­toire zu erar­beiten, sondern auch, mit den verschie­densten Rahmen­be­din­gungen umzu­gehen. „Ich habe ganz unter­schied­li­ches Publikum kennen­ge­lernt und auch schwie­rige Seiten erfahren. Manchmal waren die Leute unkon­zen­triert, manchmal sogar zynisch. Das war ein gutes, ein hartes Trai­ning. Seither schockt mich nichts mehr“, bekennt Kim und lacht.

„Auf diesem Instru­ment kannst du singen und den Klang verän­dern wie bei der mensch­li­chen Stimme“

Die Zeit der Wett­be­werbe ist vorbei, und längst ist die preis­ge­krönte Solistin inter­na­tional gefragt. Dabei stand am Anfang ihrer musi­ka­li­schen Geschichte gar nicht die Geige. „Meine erste große Liebe war das Klavier“, erzählt Kim. Die Tochter einer Pianistin bekam schon mit vier Jahren Klavier­un­ter­richt. Als der Wunsch nach einem anderen Instru­ment aufkam, wurde es die Geige: „Auf diesem Instru­ment kannst du singen und den Klang verän­dern wie bei der mensch­li­chen Stimme“, schwärmt Kim, „Das liebe ich sehr.“ In der Mittel­schule stieß sie schließ­lich auf andere begabte Jugend­liche. Damals trat Kim auch zum ersten Mal vor Publikum auf – eine prägende Erfah­rung: „Das war ein Schock im posi­tiven Sinne. Denn ich habe gemerkt, was für starke Gefühle ich bei den Menschen mit Musik auslösen kann“.

Bis heute spornt die 28-jährige Kim das zu Höchst­leis­tungen auf ihrem Instru­ment an: „Ich will durch meine Musik mit der ganzen Welt kommu­ni­zieren!“ Das Rüst­zeug dazu hat sie bei ihren Studien an der National Univer­sity und der Juil­liard School in erworben. Die beste Vorbe­rei­tung auf das Konzert­leben aber waren für Kim tatsäch­lich die Wett­be­werbe: „Jeder einzelne Auftritt ist für mich wie ein Wett­be­werb, jedes Konzert steht für sich und ist in diesem Moment das Wich­tigste, in das ich alles hinein­lege. Als Musiker hast du in diesem Augen­blick genau eine einzige Chance. Da gibt es keine weitere Runde und du hast keinerlei Wahl: Das Publikum erwartet schlicht das Beste von dir.“

Bomsori Kim ist dafür bestens gewappnet: Mit Virtuo­sität, Präsenz, Klar­heit und einem warmen, fülligen Geigenton ist Kim eine agile Gestal­terin des Moments. Das beweist die korea­ni­sche Musi­kerin auch auf ihrem Debüt­album, auf dem sie zusammen mit dem Warsaw National Phil­har­monic Orchestra einen berüh­renden Bogen zwischen zwei Schlüs­sel­werken der osteu­ro­päi­schen Konzert­li­te­ratur schlägt: dem Zweiten Violin­kon­zert von Henryk Wieniawski und dem Ersten Violin­kon­zert von .

Fotos: Warner Classics