Hans-Jürgen Buchner

»Ein Film ist zur Hälfte Film, zur Hälfte Musik«

von Maria Goeth

8. Februar 2018

Jürgen Buchner komponierte die Filmmusik zu Spiel- und Dokumentarfilmen sowie Fernsehserien, darunter »Bavaria« von Joseph Vilsmaier oder die Polt-Reihe von Julian Pölsler.

ist Musiker, Kompo­nist, Kera­mik­künstler und Kopf der nieder­baye­ri­schen Gruppe Haind­ling, die durch ihren Mix aus Pop, Jazz und baye­ri­scher Volks­musik Kult­status gewann.

CRESCENDO: Worin besteht Ihr aktu­elles Projekt?

Gerade habe ich die Film­musik zu einer Serie von Franz-Xaver Bogner beendet, die im laufen wird. Sie heißt Über Land.

Was ist das Beson­dere an Ihrer Musik?

Ich mache die Musik seit 35 Jahren allein, spiele alle Instru­mente selbst ein – nur für Live-Auftritte habe ich eine Band. Durch meinen ungefä 150 Quadrat­meter großen Instru­men­ten­fundus habe ich die Möglich­keit, Instru­mente einzu­bauen, die jemand, der nur elek­tro­nisch arbeitet, nicht hat. Ich arbeite ohne Computer, nur mit Hard­disc-Recor­ding, so entsteht der charak­te­ris­ti­sche Haind­ling-Sound. Ich habe eine große Abtei­lung für asia­ti­sche Instru­mente – Gamelan-Instru­mente, tibe­ta­ni­sche Tempel­trom­peten, viet­na­me­si­sche Trom­meln. Ich habe alles, worauf man in der Welt inter­es­sante Musik machen kann!

Was leistet eine perfekte Film­musik?

Ein Film ist zur Hälfte Film, zur Hälfte Musik. Eine gute Film­musik macht den Film also doppelt so gut. Er geht dann direkt in den Körper, in die Emotionen.

Ihr Alptraum?

Einmal sollte ich fürs ZDF die Musik zu einem Hexen­ver­bren­nungs­film kompo­nieren. Da waren so viele Szenen mit Schreien und Gewalt. Das wollte ich in meinem Studio nicht haben und lehnte ab. Auch Krimis lehne ich ab und schaue sie mir auch nicht im Fern­sehen an. Ich sehe nicht ein, dass ich mir in meiner Frei­zeit Diebe, Mörder und schlecht gelaunte Poli­zisten einver­leiben soll!

Aber die Titel­me­lodie der Rosen­heim-Cops ist auch von Ihnen?

Ja, aber die haben sie genommen, ohne mich zu fragen. Und Rosen­heim-Cops ist wenigs­tens kein Krimi, in dem harte Verge­wal­ti­gungen oder schlimme Fleisch­wunden zu sehen sind. Auch die Polt-Krimi­reihe von nehme ich aus, das spielt im öster­rei­chi­schen Wein­viertel und strahlt eine ganz spezi­elle Gemüt­lich­keit aus. Dafür habe ich Vivaldi als Blas­musik arran­giert.

Würden Sie gerne für Holly­wood schreiben?

Niemals! Da spre­chen viel zu viele Menschen mit. Das ist mir zu aufge­blasen, das mag ich über­haupt nicht. Jetzt kommen die Regis­seure zu mir nach Haind­ling, wir schauen uns zusammen die DVD mit Time­code an, dann habe ich eine Idee, gehe an den Flügel und nehme es mit meinem Diktafon auf, habe gleich die Sicher­heit, dass es dem Regis­seur gefällt. Ich spiele auch viel am Telefon vor.

Was hören Sie abends zu einem Glas Wein?

Am liebsten verbringe ich meine Frei­zeit mit Ruhe. Ansonsten mag ich inspi­rie­rende Musik, die mich weiter­bringt und nicht auf jedem Radio­sender läuft. Oder wohl­tu­ende Musik, gerne Frau­en­stimmen, etwa die ruhigen Lieder der däni­schen Sängerin .

Fotos: Kick Film GmbH