Künstler privat
Hilary Hahn
16. Oktober 2022
Sie nimmt ihren Scotch mit einem Tropfen Wasser und hat immer einen Snack in der Tasche: die amerikanische Geigerin Hilary Hahn, eine der ganz Großen ihres Fachs – Ausflüge in die Film- und Rockmusik inbegriffen.
Name: Hilary Hahn
Geburtsdatum: 27.11.1979
Geburtsort: Lexington
Wohnort: Cambridge, Massachusetts
Kinder: zwei Töchter
Sternzeichen: Schütze
Wie fühlen Sie sich gerade?
Gut!
Ihre charakteristischste Eigenschaft?
Ich möchte, dass Menschen ihre Vorstellung von einem perfekten Leben selbst gestalten können. Wenn ich eine Möglichkeit sehe, das zu unterstützen, ergreife ich sie.
Was inspiriert Sie?
Jemanden völlig in seinem Element zu sehen
Was nehmen Sie sich immer wieder vor?
Essen, schlafen, lesen, spazieren gehen, Geige spielen, aufräumen, spielen, planen
Was würde niemand von Ihnen vermuten?
Ich gebe gerne den Advocatus Diaboli.
Welche natürliche Gabe hätten Sie gern?
Talent ist nur die Spitze des Eisbergs – deshalb stelle ich mir lieber Superkräfte vor. Ich würde mich gerne teleportieren können.
Ein großes „Beinahe“ in Ihrem Leben?
Ich war einmal kurz davor, Wildwasser-Rafting-Guide zu werden.
Ihre Vorstellung von Glück?
Ein Augenblick, der die Zeit anhält
Was wäre für Sie das größte Unglück?
Ich mag es nicht, mich zu fühlen, als würde ich feststecken.
Was wollten Sie als Kind werden?
Eine Geigerin, die auf dem Mond spielt. Eine Paläontologin. Eine Archäologin. Eine Musikerin.
Wobei bzw. wann werden Sie schwach?
Bei Authentizität oder einem breiten, aufrichtigem Lächeln
Ihr größtes Talent?
Ich denke nicht in der Kategorie „Talent“. Bedeutet das, dass man sofort gut in etwas sein muss? Ich habe hart an der Musik gearbeitet. Also ist es das, was ich mit meinem Fachwissen gut steuern kann.
Was können Sie gar nicht?
Mich an Fakten erinnern. Mein Gedächtnis funktioniert über Gefühle.
Woran zweifeln Sie am meisten?
Ich wage lieber, als zu zweifeln.
Wovor haben Sie Angst?
Ich denke nicht über Ängste nach.
Was ertragen Sie nur mit Humor?
Peinlichkeit
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Ehrliche Irrtümer
Ihre originellste Ausrede?
Ich komme meistens zu spät, habe aber nie eine gute Ausrede! Es ist immer besser, sich zu entschuldigen, als sich eine Ausrede ausdenken zu müssen.
Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben?
Bis jetzt noch keine
Das Credo Ihres Lebens?
Sei dankbar für das, was dir gegeben ist, und mache mehr daraus.
Ihr Lieblingsgetränk?
Scotch. Vorzugsweise sehr reif, vorzugsweise torfig, pur mit einem Tropfen Wasser.
Ihr Lieblingstier?
Wale
Ihr Lieblingsbuch?
Im Moment lese ich „Violeta“ von Isabel Allende, und ich liebe es!
Ihr Lieblingsfilm?
„Mean Girls“ von Tina Fey
Ihr Lieblingsalbum?
Das ändert sich. Im Moment stehe ich aber wirklich auf „Mezzanine“ von Massive Attack.
Ihr Lieblingsinstrument?
Als Zuhörer: Gong, Tamtam oder Orgel. Als Künstlerin: Geige.
Ihr beglückendster musikalischer Moment?
Die letzten Noten der Konzerte für mein Album „Eclipse“ zu spielen. Ich fühlte mich, als hätte ich all meine Grenzen überschritten, wäre einmal durchs Feuer gelaufen und so viel stärker wieder herausgegangen. Ich wusste, dass ich künstlerisch ein neues Niveau erreicht hatte. Etwas Wichtiges, etwas, das bleiben würde.
Was bedeutet Ihre Kunst für Sie?
Alles!
Gibt es Rituale für ein gelingendes Konzert?
Früher hatte ich mehr Rituale. Heutzutage sorge ich einfach dafür, dass ich bei klarem Verstand bin. Ein kleines Nickerchen, etwas zu essen, Konzertkleidung, Make-up, Aufwärmen. Auf die Bühne zu gehen, ist an sich schon ein Ritual.
Ihr größtes musikalisches Missgeschick?
Vermutlich, als ich während eines Konzerts zwei Mal dieselbe komplette Gedächtnislücke hatte und in einem Moment, in dem ich nicht spielte, in der Dirigentenpartitur nachsehen musste. Glücklicherweise ist Geigespielen keine Hirnchirurgie oder Fallschirmspringen, sodass bei dem Missgeschick niemand zu Schaden kam. Und überhaupt, die Kunst liegt darin, sich wieder zu fangen!
Welche Musik mochten Sie als Kind/als Jugendlicher?
Klassische Musik und Reggae
Ein Werk, das Ihr Leben verändert hat?
Das Ginastera-Violinkonzert.
Welche Person/welches Ereignis hat Sie als Musiker/in maßgeblich geprägt und warum?
Meine Dirigentenkollegen. Diejenigen, die wirklich verstehen, was ich in der Musik tue, erkennen meinen Weg, noch bevor ich ihn selbst erkenne. Und sie sprechen mit mir darüber, sei es in Worten oder im Moment, innerhalb der Musik. Das sind sehr einflussreiche Erfahrungen, denn was ich dabei lerne, verschafft mir mehr Sicherheit für mich selbst.
Welches Musikerklischee würden Sie gern geraderücken?
Wir sind keine Perfektionisten.
Kuriose Orte, an denen Sie musiziert/geübt haben?
Ein Flugzeug. Eine Flughafen-Lounge. Ein Auto. Ein Reisebus. Zu Hause (manchmal fühlt sich das am kuriosesten von allen an).
Wenn Sie nicht Ihr Instrument spielen bzw. singen würden, welches würden Sie wählen?
Schlaginstrumente
Gibt es weitere Interessen/Leidenschaften neben der Musik?
Zeit mit meinen Kindern verbringen, bildende Kunst, Reality-TV, Hörbücher, schreiben, die Welt erkunden, zu Hause bleiben.
In welchem Jahrhundert hätten Sie gern gelebt?
Ich bin glücklich in diesem Jahrhundert. Es gibt so viel zu tun und so viel zu erleben.
Welche historischen Figuren bewundern Sie?
Jeder, der denjenigen, die Gehör brauchten, ein Sprachrohr gegeben hat.
Welche Musik würden Sie einem Klassikeinsteiger empfehlen?
Alles, was auch nur flüchtiges Interesse weckt – und wenn es nur ein Name ist, der einem spontan einfällt. Und dann darauf zu achten, was es ist, was man daran mag. Auf diese Weise sollte man herausfinden, ob es ein Interpret oder ein Komponist oder eine Epoche oder ein Instrument ist, was einem besonders gefällt. Und man sollte sich erlauben, genau das zu mögen, was man mag – es gibt keine Regeln. Man muss sich immer wieder bewusst macht, dass klassische Musik sehr experimentell und vielseitig ist. Jedes andere Genre, das einem gefällt, existiert auf seine eigene Weise auch innerhalb dessen, was wir Klassik nennen.
Was ist Ihr Seelenort?
Ich reise so viel, dass ich mich selbst als meinen Seelenort betrachte! Wo auch immer ich mich aufhalte, für wie lange oder wie kurz auch immer, wenn ich dort ganz bei mir selbst sein kann, ist das mein Lieblingsort.
Wie sieht ein gelungener Tag in Ihrem Leben aus?
Am Ende des Tages weiß ich, dass ich die Nadel immer nur ein kleines bisschen bewegt habe. Ob persönlich, als Elternteil, musikalisch oder gesellschaftlich.
Welche Frage stellen Sie am liebsten anderen?
Was hat dich an … am meisten überrascht?
Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Mit der Geige! Ich glaube, sie ist das Einzige, womit ich jemals Geld verdient habe.
Was haben Sie – neben Schlüssel und Handy – immer dabei?
Einen Snack
Eine Entdeckung, die Sie erst kürzlich gemacht haben?
Ich erreiche mehr, wenn ich regelmäßig arbeite, als wenn ich unter Druck arbeiten muss.
Ihre Strategie für kurzfristige Entspannung?
Zu lauter Musik tanzen.
Welcher Urlaubstyp sind Sie? Strandschläfer, Berg- und Tal-Aktivist oder Kulturreisender?
Was auch immer mich dem Wesen eines Ortes am nächsten bringt. Die Tiefe des Eintauchens ist für mich faszinierender als die Art des Abenteuers.
Tag- oder Nachtmensch? (Nachtigall oder Lerche?)
Ich liebe den frühen Morgen, aber ich bin und bleibe eine Nachteule.
Sind Sie abergläubisch?
Das war ich einmal. Aber jetzt lebe ich viel intuitiver, daher gehe ich davon aus, dass sich mein Aberglaube in Instinkt verwandelt hat.