Künstler privat

Jörg Maurer

von CRESCENDO Redaktion

4. Dezember 2022

2009 erschien mit „Föhnlage" der erste Krimi des bayerischen Autors und ehemaligen Musikkabarettisten Jörg Maurer. Seitdem liefert er jedes Jahr einen Bestseller ab. Das Erfolgsrezept: skurrile Typen und Sprachwitz. Den spürt man auch in seinen Antworten.

Name: Jörg Maurer

Geburtsdatum: 13.6.1953

Geburtsort: Garmisch

Wohnort: Barce­lona, Garmisch

Lebenspartner/in: Ehefrau: Marion Schreiber

Kinder: Ja

Sternzeichen: unbe­kannt

Wie fühlen Sie sich gerade?
Knitz

Ihre charakteristischste Eigenschaft?
Krea­tive Unzu­ver­läs­sig­keit

Was inspiriert Sie?
Gene­ral­pausen in der Musik, Meeres­bran­dung, über­ra­schende Schlüsse von Filmen, dicke Bücher.

Was nehmen Sie sich immer wieder vor?
Spanisch zu lernen. Den „Mann ohne Eigen­schaften“ von Musil zu Ende zu lesen.

Was würde niemand von Ihnen vermuten?
Dass ich einmal aktiv Volley­ball gespielt habe.

Welche natürliche Gabe hätten Sie gern?
Eine unna­tür­liche wäre mir lieber, nämlich die, unsichtbar zu sein.

Ein großes „Beinahe“ in Ihrem Leben?
Ich hätte fast den Doktor der Philo­so­phie gemacht, war auch schon kurz davor, habe aber wegen künst­le­ri­schen Inter­essen abge­bro­chen.

Ihre Vorstellung von Glück?
Schmerzlos nahe am Nichts zu sein.

Was wäre für Sie das größte Unglück?
Eine durch­ge­hende Ernst­haf­tig­keit beim Beant­worten von Fragen.

Was wollten Sie als Kind werden?
Tier­arzt, später Schlag­zeuger bei einer Rock­band, dann wieder Tier­arzt.

Wobei bzw. wann werden Sie schwach?
Bei wirk­lich guten Pointen in Texten, bei spani­scher Paella und unge­raden Takten in der Musik.

Ihr größtes Talent?
Phan­tasie

Was können Sie gar nicht?
Alles was mit G anfängt: Geige spielen, gegen­ständ­lich malen, Gedichte schreiben, Gavotte tanzen, Gedanken lesen.

Woran zweifeln Sie am meisten?
Am Sinn des Lebens

Wovor haben Sie Angst?
Vor der nächsten Frage

Was ertragen Sie nur mit Humor?
Humor – zumin­dest manche Arten davon.

Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Alle, die ich selbst schon gemacht habe. Also alle.

Ihre originellste Ausrede?
„Gut, ich habe Mist gebaut. In einem Paral­lel­uni­versum würde es aber funk­tio­nieren!“

Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben?
Keine (Oder zumin­dest keine ganz.)

Das Credo Ihres Lebens?
Ich glaube an die Kraft der Panne, des Versa­gens und des Patzers.

Ihre Lieblingsbeschäftigung/Ihr Hobby?
Schreiben / Lesen

Ihr Lieblingsland?
Lummer­land. Sie wissen schon: „Eine Insel mit zwei Bergen …“

Ihre Lieblingsstadt?
Barce­lona

Ihr Lieblingsgericht?
Das Ober­lan­des­ge­richt Karls­ruhe

Ihr Lieblingsgetränk?
Rotwein Rioja, leicht unter­halb der Zimmer­tem­pe­ratur.

Ihr Lieblingstier?
„Alle Tiere, die dem Kaiser gehören“, wie es bei Jorge Luis Borges heißt.

Ihre Lieblingsblumen?
Löwen­mäul­chen

Ihr Lieblingsbuch?
Elias Canetti, „Die Blen­dung“

Ihr Lieblingsschriftsteller?
Arno Schmidt

Ihr Lieblingsfilm?
„Mein Onkel“ von Jacques Tati

Ihr Lieblingsmaler/darstellender Künstler?
Wilhelm Busch / Charlie Chaplin

Ihr/e Lieblingskomponist/in?
Gioa­chino Rossini

Ihr Lieblingswerk/Ihre Lieblingsoper?
„La Ceneren­tola“ von Rossini

Ihr Lieblingsalbum?
Miles Davis, „Kind Of Blue“, 1959

Ihr Lieblingsinstrument?
Klavier

Das beste Konzert Ihres Lebens?
Ich habe in den Acht­zi­ger­jahren Giora Feidman in München spielen sehen.

Ihr beglückendster musikalischer Moment?
Sag ich nicht.

Was bedeutet Ihre Kunst für Sie?
Entspan­nung. Und Arbeit.

Ihr größtes musikalisches Missgeschick?
Mit 16 habe ich in einer Band Schlag­zeug gespielt, wir hatten unseren ersten Auftritt im Jugend­zen­trum, ich hatte aber unglück­li­cher­weise die Cowbell am Schlag­zeug vergessen. Wir haben „Honky Tonk Women“ von den Rolling Stones gespielt, den Cowbell-Effekt habe ich durch ein hinein­ge­ru­fenes „Zack“ zu erzeugen versucht. Die Band hat sich danach aufge­löst.

Welche Musik mochten Sie als Kind/als Jugendlicher?
Das graus­lige Kinder­lied „Heid­schi Bumbeid­schi“. Ich habe erst später verstanden, um was es da geht.

Wann haben Sie zuletzt bei Musik geweint?
Das habe ich noch nie gemacht, aber das nächste Mal schalte ich beim Weinen Musik an.

Mit welcher/m Musiker/in der Vergangenheit würden Sie gern einen Abend verbringen?
Mit E.T.A. Hoff­mann. Das hätte den Vorteil, dass man nicht den ganzen Abend über Musik reden müsste.

Welche Künstler beeindrucken Sie?
Die, die mehr als ein Genre bedienen können.

Welches Musikerklischee würden Sie gern geraderücken?
Wie: gera­de­rü­cken? Die Klischees über Musiker sind doch alle sehr lustig.

Kuriose Orte, an denen Sie musiziert/geübt haben?
Da ich ja Musik­ka­ba­rett gemacht habe, ein Genre, das sich über den Klas­sik­be­trieb lustig macht, war es für mich immer kurios, in ernst­haften Konzert­sälen zu spielen.

Welche drei Musikstücke würden Sie auf die berühmte Insel mitnehmen?
Ich würde gar kein Musik­stück mitnehmen. Denn wenn man sich immer dieselben drei Stücke anhören muss, verflucht man sich wahr­schein­lich dafür, gerade diese drei mitge­nommen zu haben

Wenn morgen die Welt unterginge, welche Musik würden Sie spielen/singen?
„Eine Insel mit zwei Bergen …“

Wenn Sie nicht Ihr Instrument spielen bzw. singen würden, welches würden Sie wählen?
Alle anderen

Gibt es weitere Interessen/Leidenschaften neben der Musik?
Ja, schon viele, aber bei der vielen Überei bleibt ja so wenig Zeit.

Ihr persönlicher Bühnenalbtraum?
In der Pause in der Garde­robe einen Zettel vom Veran­stalter vorzu­finden: »Bitte nicht mehr weiter­ma­chen.« Mir ist das Gott sei Dank noch nie passiert, aber der Albtraum verfolgt mich.

Welche historischen Figuren bewundern Sie?
Alle, die ihre große Macht nicht ausge­nützt haben.

Und welche lebenden Menschen?
Alle, die sich nicht gar so ernst nehmen.

Gibt es einen Denker/Philosophen, der Sie begleitet?
Arthur Scho­pen­hauer

Welche geschichtlichen Gestalten verabscheuen Sie?
Alle, die eine im Prinzip gute Idee gründ­lich und nach­haltig verun­staltet haben. Und das sind ziem­lich viele.

Die beste Reform in der Geschichte?
Die Abschaf­fung der Unge­rech­tig­keit. (Kommt, glaube ich, erst noch)

Welche drei Persönlichkeiten würden Sie gern zum Dinner einladen?
Gioa­chino Rossini (der soll kochen), Thomas Bern­hard (der soll für gute Laune sorgen) und William Shake­speare (dann würde man endlich mal sehen, wer da kommt).

Bei wem wären Sie gern zum Dinner eingeladen?
Bei Franz Kafka. Einladen würde der einen viel­leicht schon. Aber ob man da je am ersten Torwächter vorbei­kommt?

Welche Musik würden Sie einem Klassikeinsteiger empfehlen?
Ich weiß jetzt nicht, wie das Stück heißt und von wem es ist. Ich weiß nur, dass die Noten in der Münchner Musik­bi­blio­thek im zweiten Stock zu finden sind, wenn man rein­kommt den ersten Gang links, dann die kleine Treppe runter, in der dritten Regal­reihe so etwa in Knie­höhe, es sind die Noten mit dem hell­grünen Einband.

Wären Sie manchmal gern ein/e andere/r und wenn ja, wer?
Nein, und wenn doch, wüsste ich auch nicht, wer denn nun.

Wenn es schon sein muss: Wie und wo würden Sie gern sterben?
Es muss ja nicht unbe­dingt sein.

Wie soll man sich an Sie erinnern?
Ich finde nicht das Wie entschei­dend. Haupt­sache, dass über­haupt.

Wie sieht ein gelungener Tag in Ihrem Leben aus?
Fünf Seiten geschrieben. Einen Frage­bogen beant­wortet. Und abends: Spaghetti al dente. Rotwein Rioja, leicht unter­halb der Zimmer­tem­pe­ratur, und Musik von Rossini. Und ein paar Zeilen aus Musils »Mann ohne Eigen­schaften« gelesen.

Welcher Illusion geben Sie sich gern hin?
Der Illu­sion, dass man alles, aber auch wirk­lich alles auf dieser Welt zu einem guten Ende fü –

Welche Frage stellen Sie am liebsten anderen?
Ich hätte ja schon einige Fragen, aber wenn ich mit anderen zusammen bin, komme ich meis­tens nie zu Wort.

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Ich habe Würst­chen im örtli­chen Freibad verkauft.

Was haben Sie – neben Schlüssel und Handy – immer dabei?
Hier würde mich bren­nend inter­es­sieren, welche Antwort Marcel Proust auf diese Frage gegeben hat.

Welche Eigenschaften verabscheuen Sie am meisten?
Humor­lo­sig­keit

Eine Entdeckung, die Sie erst kürzlich gemacht haben?
Dass ich anschei­nend unfähig bin, eine einzige Frage ernst­haft zu beant­worten.

Ihre Strategie für kurzfristige Entspannung?
Kurz­fris­tige Anstren­gung

Welcher Urlaubstyp sind Sie? Strandschläfer, Berg- und Tal-Aktivist oder Kulturreisender?
Leser

Tag- oder Nachtmensch? (Nachtigall oder Lerche?)
Zwie­lich­tiger Dämme­rungs­mensch

Sind Sie abergläubisch?
Nein

Haben Sie ein Maskottchen?
Oh! Das war schon die letzte Frage! Dabei ist die nach der Lieb­lings­farbe noch gar nicht gestellt worden. Das trifft sich gut, ich habe nämlich gar keine Lieb­lings­farbe. Genauso wenig wie ein Maskott­chen. Aber ist nicht auch das Leben ein einziger Frage­bogen – bei dem gerade die letzte Frage unbe­ant­wortet bleibt? Ich bedanke mich jeden­falls für die vielen kleinen nadel­stich­ar­tigen und wirk­lich „knitzen“ Anre­gungen!

Fotos: Derek Henthorn / S. Fischer Verlage