Wer ist hier gesucht?

Grau­en­voll und blutig

von CRESCENDO Redaktion

9. Dezember 2020

Es ist nicht einfach, die Erste zu sein. Vor allem dann, wenn man gewisse Herren dabei arbeitslos gemacht hat.

Mein lieber Händel, ist das wirk­lich dein Ernst? Zwei Frauen, gleich­zeitig? Die auch noch vonein­ander wissen! Hast du etwa nichts aus der Geschichte gelernt? Ist so etwas denn jemals gut ausge­gangen? Hat die eifer­süch­tige Hera etwa jemals tatenlos zuge­sehen, während ihr Götter­gatte Zeus sich hier und da vergnügte, mit dieser und jener unglück­se­ligen Dame? Eine Spur der Verwüs­tung hat sie hinter­lassen, Dutzende Verwun­schene und Unglück­liche.

Was für eine Schande

Dionysos, Lamia, Semele, Io, Leto – die Liste ist lang. Oh lieber, guter Händel, du hättest es kommen sehen können! Zwei Frauen sind eben eine zu viel, grund­sätz­lich. Grau­en­voll und blutig soll es zwischen den beiden Damen zuge­gangen sein, so berichten es zumin­dest Zeit­zeugen. Als Schlampe und Hure sollen sie sich gegen­seitig bezeichnet haben. So etwas war noch nie beson­ders schön, weder damals noch heute. Dabei ging es nicht einmal um schnöde Liebe. Es ging um viel mehr: um die hohe Kunst. Um Musik! Was für eine Schande. Zicken­krieg würde man heute wohl Neudeutsch dazu sagen.

Ein Stück Unsterb­lich­keit

Den Zicken­krieg haben die beiden Damen aber weder erfunden noch für sich gepachtet. In diesem Punkt bist du also entlastet, lieber Händel. Wahr­schein­lich gehört das einfach dazu, wenn man diesen Titel tragen will. Denn es kann nur eine geben. Nicht nur in den schot­ti­schen High­lands, sondern auch auf der Bühne – und gerade dort. Schließ­lich geht es auch hier um ein Stück Unsterb­lich­keit. Zuver­lässig gab es deshalb auch immer wieder Zwei, die dem Vorbild nach­ge­ei­fert haben. Ob nun tatsäch­lich oder nur vermeint­lich, in jeden Fall war es ein gefun­denes Fressen für die Presse. Ach war das nicht ein herr­li­cher Spaß, als die eine sich selbst mit Cham­pa­gner und die Konkur­rentin mit Coca-Cola verglich. Das eine edel und prickelnd. Das andere süß und klebrig. Was für ein Skandal. Dabei war doch aber alles ganz anders! Cham­pa­gner und Cognac – das war der Mix. Und was für einer, tatsäch­lich ein Unsterb­li­cher. Als Cock­tail aller­dings auch irgendwie unge­nießbar.

So ist das Leben

Es ist halt nicht einfach, die Erste zu sein. Vor allem dann, wenn man gewisse Herren dabei arbeitslos gemacht hat. Man kann eben nicht aufsteigen, ohne dass dabei andere auf der Strecke bleiben. So ist das Leben. Viel­leicht war es auch einfach an der Zeit, für rich­tige Frauen. Auf den Vorwurf, sie verdiene mit einem einzigen Konzert mehr als der ameri­ka­ni­sche Präsi­dent im ganzen Jahr, entgeg­nete eine von ihnen einmal kühl: „Let him sing“.

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