Siempre Loco

Konge­niale Ergän­zung

von Antoinette Schmelter-Kaiser

14. April 2022

Das Ensemble Siempre Loco mit dem Programm ¡Te queremos, Piazzolla, wir lieben Dich! am 12. April 2022 im Schauspielhaus der Münchner Kammerspiele

Getanzt wird auf der Bühne der nicht. Aber auch ohne dieses Element kann das Publikum beim Gast­spiel von Siempre Loco intensiv in die Welt des Tango Nuevo von eintau­chen. Auf der abge­dun­kelten Bühne der Münchner Kammer­spiele sorgen der Frank­furter Bassist Gregor Praml, der Akkor­deo­nist Vassily Dück, der Geiger Laurent Weibel und die Pianistin Rica Bard für vollen Klang, der zwischen wild und schwär­me­risch laviert; trotz häufiger Tempo- und Stim­mungs­wechsel zieht sich ein melan­cho­lisch-sehn­suchts­voller Unterton durch alle Stücke – egal ob Adiós Noñino, Auszügen aus der Oper María de Buenos Aires, Kompo­si­tionen über Engel und Teufel oder für den Film Sur.

singt Yo Soy María von Astor Piaz­zolla und Horacío Ferrer, gefilmt von Gregor Praml

Konge­nial ergänzt wird das Quar­tett durch Katha­rina Bach: In einem roten, schul­ter­freien Kleid, das sich boden­lang an den Körper der biegsam-schlanken Schau­spie­lerin schmiegt, ist sie ein Hingu­cker im fokus­sierten Schein­wer­fer­licht, während sie zu Piaz­zollas Musik Texte von , und ihr selbst spricht. Erstaun­lich dunkel über­rascht ihre Sing-Stimme beim Into­nieren von Yo Soy María – der Haupt­figur aus María de Buenos Aires, die Katha­rina Bach mit Furor verkör­pert. Und das nicht nur in den Münchner Kammer­spielen, deren Ensemble-Mitglied sie ist, sondern auch in einem YouTube-Video, das Gregor Praml mit ihr und seinen Musiker-Kollegen während des Corona-Lock­downs im März 2021 zum 100. Geburtstag von Astor Piaz­zolla gedreht hat. Damals entstand die Idee, weiterhin gemeinsam als Ensemble Siempre Loco aufzu­treten. Nach einem ausge­fal­lenen Konzert am Frank­furter Künst­ler­haus Mouson­turm ist das jetzt in gelungen. Bleibt zu hoffen, dass dem Auftritt weitere folgen. Bei der Kombi­na­tion aus Tango, Texten und Perfor­mance bril­lieren fünf Talente – jedes für sich genauso wie alle aus einem Guss.

Fotos: Detlef Kinsler