Steinway
Aufwendig und maßgeflügelt
von Sina Kleinedler
9. September 2019
Geht nicht, gibt’s nicht: ungewöhnliche Kundenwünsche und Sondereditionen im Hause Steinway
Steinway & Sons ist ein Unternehmen mit über 160 Jahren Tradition. 1853 gründete Henry E. Steinway mit seinen Söhnen die erste Manufaktur in New York. Ihr Grundsatz? „To build the best piano possible.“ Über 120 Patente meldete Steinway nach und nach an und revolutionierte so den modernen Klavierbau.
Heute finden sich Flügel von Steinway & Sons auf fast allen bedeutenden Bühnen der Welt. Mit einem zweiten Blick kann man sogar die Herkunft des Flügels erkennen: Sind die Backenklötze (die Seitenteile der Klaviatur) eckig, so kommt er aus New York, sind sie abgerundet, ist es ein Hamburger Steinway. Aber was macht einen „klassischen“ Steinway eigentlich aus? Sabine Höpermann, Leiterin der PR-Abteilung, fasst es so zusammen: „Von der Konstruktion her war der Steinway schon in den 1930ern perfekt. Uns ist wichtig, Traditionen und Werte zu pflegen. Wir legen zum Beispiel hohen Wert auf den Einsatz qualitativ hochwertiger Materialien und setzen auf die Leidenschaft und Erfahrung unserer Fachleute.“
Leidenschaft und Erfahrung sind auch gefragt, wenn Kunden kommen, für die es nicht der klassische lackschwarze Konzertflügel sein soll. Manche haben spezielle Farb- oder Holzwünsche, manche wollen aufwendige Intarsienarbeiten. Solche Flügel werden, wenn sie den Ansprüchen der Manufaktur gerecht werden, extra produziert. Laut Sabine Höpermann kommt das gar nicht mal so selten vor: „Ungewöhnliche Kundenwünsche gibt es immer wieder. Wir können alles umsetzen, wenn es die Konstruktion des Instrumentes nicht verändert. Von einem verschnörkelten Flügel in Pink mit goldenen Intarsien über Flügel in den Farben des Lieblings-Fußballclubs oder einen weißen Flügel mit rosa Deckel, rosafarbenen statt schwarzen Tasten und Schmetterlingsintarsien in Perlmutt war schon Einiges dabei…“
Manche Kundenwünsche waren so aufwendig, dass das Endergebnis einem Kunstwerk glich. Aber nicht nur die Kunden haben ungewöhnliche Ideen. Steinway selbst bringt immer wieder Sondereditionen heraus. Zum Beispiel den „Elbphilharmonie“-Flügel mit berühmten Paten wie Igor Levit, Mitsuko Uchida und Daniil Trifonov. Ganz neu: der „Black Diamond“, in Kooperation mit Starpianist Lang Lang und (Möbel-)Designer Dakota Jackson, der schon häufiger an den Spezialdesigns mitgewirkt hat. Dabei wurden Diamantstrukturen und Akzente aus Metall ins Design eingearbeitet und passend zur Zahl der Klaviertasten nur 88 Stück produziert.
Zum 150. Geburtstag der Firma entwarf Karl Lagerfeld einen exzentrischen Flügel, den „THE S.L.ED“ im Schlittendesign mit rotem Japanlack. Zum 165. Jubiläum wurde dann der „ONE SIX FIVE“ entwickelt, in einem ganz klassischen Design mit Mahagoni. Ganz rockig ist der „Sunburst“, in derselben Lackierung der Gitarren von Jimi Hendrix oder Bob Dylan. Passend zum Woodstock-Jahr gibt es von diesem spektakulär lackierten Flügel weltweit nur 69 Stück. Das sind nur wenige Beispiele.
Wenn man Sabine Höpermann nach ihrem liebsten Design fragt, kommt die Antwort prompt: „Der ‚Imagine‘-Flügel, den wir zu Ehren des 70. Geburtstags von John Lennon im Jahre 2010 aufgelegt haben. Der hat mich emotional sehr berührt.“ Der weiße Flügel trägt eine kleine John-Lennon-Zeichnung auf dem Notenpult und die ersten Takte des Songs Imagine auf der Gussplatte. Und wie könnte der Steinway der Zukunft aussehen? Für Höpermann: „Nicht anders als der heutige.“