Aja von Loeper

Stille Musik

von Barbara Schulz

19. November 2020

Aja von Loeper lässt mit ihren Weißen Blättern eine stille Musik entstehen, die berührt und erzählt. Als kenne sie ein Geheimnis...

Aja von Loeper
Aja von Loeper
(Foto: © Stefan Hippel)

Aja von Loeper hat sich ihre Zeit genommen. Die Zeit, die sie brauchte, um heute unter ihren Händen das Papier spre­chen zu lassen. Der Anfang war eine innige Bezie­hung zu einer Birke. Ein Baum, der sie das Warten, aber auch das Entde­cken gelehrt hat, die Kraft, aber auch die Schwäche, das Zuhören und das Verstehen, den Zweifel und die Erlö­sung, das Echte und die Lüge. Sie hat sich ihr genä­hert, von ihr entfernt. Ließ nichts weiter zu als das Weiß des Papiers und das Schwarz von Grafit.

Der Baum mag ihr eine Schule, eine Prüfung gewesen sein. Heute hat sich die Künst­lerin frei gemacht und folgt dem Blatt, mit dem sie arbeitet. Das ihr zeigt, dass es einver­standen ist, den Dialog mit ihr einzu­gehen. Was entsteht, ist immer ein Stück Wahr­heit. Aja von Loepers Wahr­heit. Die sich still mitteilt. Und doch beredt genug ist, das Innerste zu berühren. Mag Weiß auch die Farbe der Unschuld sein. Sie ist zugleich die Rein­heit des Moments, sich selbst zuzu­lassen. 

Aja von Loeper – digi­tale Vernis­sage

Für die CRESCENDO-Vernis­sage hat Aja von Loeper eine Auswahl ihrer „Weißen Blätter“ zusam­men­ge­stellt. Die Hälfte vom Erlös des Verkaufs spendet sie der CRESCENDO Künst­ler­not­hilfe. Wir sagen Danke!

Termine im Atelier von Aja von Loeper können nach Absprache per Mail verein­bart werden: ajavonloeper@​gmx.​de

„Stille Musik mit dem weißen Blatt Papier“ über­schreibt die Künst­lerin Aja von Loeper ihre Arbeit. Und so, wie sie viele Jahre fast nur Stücke von auf dem Klavier spielte, setzte sich Leiden­schaft, Hingabe und Bestän­dig­keit fort: Obwohl sie an der Akademie der Bildenden Künste Freie Malerei wählte, studierte sie fast 16 Jahre lang künst­le­risch die Struktur eines Birken­stammes. Ihr Werk­zeug: ein Grafit­stift und ein Blatt Papier.

Als „ihr“ Papier plötz­lich nicht mehr herge­stellt wurde, suchte sie lange nach einer neuen Ausdrucks­form. Und wieder war es Chopin, der von Loeper die Rich­tung wies: Wie er ließ sie sich von Mallorca inspi­rieren und entdeckte dort zum ersten Mal, wie sich das weiße Blatt Papier durch inten­sives Reiben und Drücken mit ihrem selbst entwi­ckelten Buchen­kolben erheben lässt, wie es sich wölbt und Struk­turen entstehen.

Blick auf die Bilder von Aja von Loeper
Aja von Loeper: „Mit jedem neuen weißen Blatt, das ich bear­beite, ist es, als würde da wirk­lich etwas vor mir wachsen.“
(Foto: © Paul de Boer)

Seither verfei­nert sie diese Technik stetig weiter – sie hat verin­ner­licht, was sie in 16 Jahren inmitten des Waldes gelernt hat: „Mit jedem neuen weißen Blatt, das ich bear­beite, ist es, als würde da wirk­lich etwas vor mir wachsen und an Substanz gewinnen – ohne Wasser oder Sons­tiges hinzu­zu­führen. Nicht was, sondern wie ich mit Kolben und Papier arbeite, ist entschei­dend. Viel­leicht ist es also im Grunde weniger Bild als viel­mehr stille Musik, die ich mit dem weißen Blatt Papier entstehen lasse.“

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Ein Porträt Aja von Loepers von der Lyrikerin Nora Gomringer unter: CRESCENDO.DE
Weitere Informationen zur Künstlerin Aja von Loeper unter: www.ajavonloeper.de