ARD-Musikwettbewerb

Ein neues Stück in sechs Inter­pre­ta­tionen

von Klaus Kalchschmid

30. August 2022

Der 71. Internationale Musikwettbewerb der ARD findet vom 29. August bis zum 16. September 2022 in den Fächern Klavier, Flöte, Streichquartett und Posaune in München statt.

Alle Jahre wieder ist er das erste große Klassik-Ereignis der neuen Saison in München: der Inter­na­tio­nale Musik­wett­be­werb der ARD. Er findet jedes Jahr in 21 turnus­mäßig wech­selnden drei oder vier Fächern statt. 2022 sind es in der 71. Ausgabe neben Flöte und Posaune Streich­quar­tett und Klavier, und damit beson­ders beliebte Fächer, die von vielen Inter­es­sierten ab den ersten beiden Durch­gängen in der Musik­hoch­schule (Streich­quar­tett 2. bis 6. September 2022) oder dem Studio 1 des Baye­ri­schen Rund­funks (Klavier 3. bis 7. September 2022) aufmerksam verfolgt werden. Sie sind bei freiem Eintritt ebenso öffent­lich wie die beiden Final­runden im Prinz­re­gen­ten­theater und dem Herku­les­saal der Resi­denz, für die aller­dings (preis­werte) Tickets gekauft werden müssen.

Nach einem Komplett­aus­fall 2020 wegen Corona konnte 2021 der erste Durch­gang nur digital statt­finden; der zweite wurde zwar in Präsenz vor Ort ausge­tragen, aber unter Ausschluss des Publi­kums und für die Final­runden galten strenge Platz-Beschrän­kungen. 2022 ist also endlich wieder ein Wett­be­werb ohne Limi­tie­rung vor Ort mit Publikum in allen vier Durch­gängen möglich, was nicht zuletzt für die Vergleich­bar­keit der Leis­tungen ein wich­tiges Krite­rium ist und in jeder Runde eine Konzert­si­tua­tion herstellt.

Sylvain Barrès
Der Flötist Sylvain Barrès in der ersten Wett­be­werbs­runde

Auch weil viele Wett­be­werbe in Pande­mie­zeiten nicht statt­finden konnten, gab es 2022 in München erneut eine Rekord­be­tei­li­gung. Allein 330 Anmel­dungen im Fach Klavier gingen ein, so viele wie noch nie; von ihnen wurden 52 Pianis­tinnen und Pianisten nach einer Vorauswahl zuge­lassen. Im Fach Flöte waren es 219 (47 wurden zuge­lassen), bei Posaune 100 (59). Von den 21 Streich­quar­tett-Forma­tionen dürfen immerhin 19 antreten, was nicht zuletzt für das hohe Niveau junger Quar­tette spricht. 

Nicht immer ist ein Erfolg im Finale entschei­dend, damit eine Karriere positiv beein­flusst wird. Denn auch wer schon nach den ersten Runden ausscheidet, aber bei Agenten und Konzert­ver­an­stal­tern, die den Wett­be­werb vor Ort oder digital beob­achten, Aufmerk­sam­keit erregt hat, erhält doch manchmal Enga­ge­ments. Und er hat die Möglich­keit, von Jury-Mitglie­dern Auskunft zu erhalten, woran es hakte. Im Fach Flöte stehen die Juroren dieses Jahr auch für Master­classes zur Verfü­gung.

Ronja Macholdt
Die Flötistin Ronja Macholdt in der ersten Wett­be­werbs­runde

Bei der jeweils im kommenden Früh­jahr nach dem Wett­be­werb statt­fin­denden Kammer­musik-Tournee mit Preis­trä­ge­rinnen und Preis­trä­gern gab es letztes Jahr doppelt so viele, nämlich zehn Konzerte; auch das erhöht die Präsenz der viel­ver­spre­chenden jungen Musiker und ihre Chancen, für Konzerte enga­giert zu werden. Wichtig sind dennoch auch die Preis­gelder, darunter jede Menge Sonder­preise, etwa der für die beste Inter­pre­ta­tion des Auftrags­werks. Es wurde in diesem Jahr von für Flöte und von Mike Svoboda für Posaune kompo­niert; Dobrinka Taba­kova steuert ein etwa acht­mi­nü­tiges Stück für Streich­quar­tett bei und eines für Klavier.

Diese Werke sind für alle Teil­nehmer verpflich­tend, und so ergibt sich die einma­lige Möglich­keit, ein brand­neues, anspruchs­volles Stück, bei der die Semi­fi­na­listen zeigen können, was sie tech­nisch und musi­ka­lisch leisten können, gleich bis zu sechsmal von verschie­denen Inter­preten zu erleben – ein span­nender und erhel­lender, manchmal aber auch anstren­gender Vergleich! Wer alle vier Auftrags­werke jeweils zweimal mit Diskus­sion dazwi­schen erleben möchte, kann das bei einem vormit­täg­li­chen Sonder­kon­zert im Werks­viertel am 11. September 2022 tun.

Die Jury im Fach Flöte
Die Jury im Fach Flöte

Wie in den letzten Jahren gibt es ein ausge­dehntes Strea­ming-Angebot ab der zweiten Runde, das on demand ohne Zeit­be­gren­zung auf br​-klassik​.de abrufbar ist, und deutsch­land­weite Rund­funk­aus­strah­lungen der drei Preis­trä­ger­kon­zerte vom 14. bis 16. September. Dazu kommen am 18. September (10:30 Uhr) ein Feature zum Fach Klavier im BR-Fern­sehen und im Ersten (23.35 Uhr) ein ttt-extra zu Streich­quar­tett. Alle Infor­ma­tionen zum Ablauf des Wett­be­werbs, den Teil­neh­mern sowie dem Verkauf der Tickets für die Final­runden über ard​-musik​wett​be​werb​.de.

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Weitere Informationen zu Terminen und Ergebnissen des 71. Internationalen ARD-Musikwettbewerbs 2022 auf: www.br.de/ard-musikwettbewerb

Fotos: Birkenholz