Anakronos
Zufluchtsort Kunst
von Julia Hartel
11. November 2022
Das Ensemble Anakronos und seine Leiterin Caitríona O’Leary haben für ihr Doppelalbum »Citadel of Song« Giovanni Boccaccios »Il Decamerone« vertont und neu interpretiert.
Das irische Ensemble Anakronos bringt historische Texte und Alte Musik mit Jazz und anderen zeitgenössischen Musikstilen zusammen. Für ihr Doppelalbum „Citadel of Song“ beschäftigte sich die Gruppe mit Giovanni Boccaccios Il Decamerone. Die um die Mitte des 14. Jahrhunderts entstandene Novellensammlung erzählt von zehn jungen Adeligen aus Florenz, die sich während der Pest in eine Villa außerhalb der Stadt zurückziehen. Dort suchen sie Zuflucht in der Kunst, indem sie sich gegenseitig mit Geschichten, aber auch mit Liebesliedern unterhalten. Die Musik zu diesen Ballate musste man sich beim Lesen bislang selbst vorstellen.
Ensemble-Leiterin Caitríona O’Leary durchforstete alte Handschriften, vor allem den Squarcialupi-Codex und den Codex Rossi, nach geeigneten Kompositionen zur Vertonung von Boccaccios Liedtexten. Bei der Ausgestaltung der Stücke wurde O’Learys Gesangsstimme unter anderem mit Klarinetten, elektrischen Sounds und Rhythmusinstrumenten vereint, wobei manche Nummern beschwingt, andere eher meditativ wirken. Die umsichtige Auseinandersetzung mit den Quellen und die sehr professionelle Ausführung dürften all jene begeistern, die die Musik des Trecento schätzen und zugleich offen für moderne Interpretationen sind.
Auftrittstermine und weitere Informationen zu Caitríona O’Leary und Anakronos auf: www.caitrionaoleary.com