András Schiff
Bezwingend nervös
von Roland H. Dippel
7. Juni 2019
András Schiff hat die letzten Klaviersonaten von Franz Schubert auf einem Hammerflügel eingespielt.
Weder geschönt noch einschmeichelnd, dafür bezwingend nervös, wach und deshalb packend sind diese Aufnahmen von zwei der letzten Klaviersonaten Franz Schuberts (D 958 und 959). András Schiff spielt auch die Vier Impromptus (D899) und Drei Klavierstücke (D946), wie im frühen 19. Jahrhundert üblich, auf einem Hammerflügel mit vier Pedalen. Dadurch ergibt sich ein weniger ausladendes, doch weitaus breiteres Farbspektrum mit herben und sogar ausgehöhlten Tönen. Vor allem die berühmten“ Impromptus“ gewinnen hier an Intensität, sind endlich wieder abgründige Miniaturen. Diese Einspielungen spiegeln also auch, warum Musikverleger zu Schuberts Lebzeiten dessen modulatorisch und rhythmisch kühne Klavierkompositionen ablehnten und für die Erstausgabe sogar rigide vereinfachen ließen. András Schiff fasziniert durch hochrangige Widerborstigkeit und belohnt dann wieder mit umso schöneren Phrasierungen.