Rebecca Saunders
Das Nichtgesagte, das Schwebende zwischen den Worten
von Ruth Renée Reif
4. März 2022
Rebecca Saunders ist Composer in Residence der aspekteSALZBURG 2022. Das Festival für Neue Musik lädt vom 16. bis 20. März 2022 nach Salzburg.
Rebecca Saunders« Werke zeichnet eine individuelle Klangsprache aus. Einen wichtigen Bezugspunkt ihres Schaffens stellen die Texte von Samuel Beckett dar, die sie als hypnotisierend empfindet. Im Schweigen, in den absurden, zusammenhanglosen Dialogfragmenten und in den stets zum selben Ausgangspunkt zurückkehrenden Wortlabyrinthen findet sie Inspiration.
Bereits Unbreathed für Streichquartett, das im Eröffnungskonzert auf dem Programm steht, hat sie ein Zitat von Beckett vorangestellt. Mit zwei Klassikern der Moderne von Webern und Bartók sowie Brains, in dem Misato Mochizuki Erkenntnisse der Hirnforschung verarbeitet, kommt es zur Aufführung.
Auch Dust für Solo-Perkussion, die Collage murmurs und That Time sind von Beckett inspiriert: „kein Geräusch nur der alte Atem und die Blätter sich drehen und dann plötzlich dieser Staub der ganze Ort plötzlich voller staub…“ Es ist „das Nichtgesagte, das Schwebende zwischen den Worten“, das Saunders an Becketts Texten fasziniert. In seiner Sprache, seinen stets zum selben Ausgangspunkt zurückkehrenden Wortlabyrinthen und seinem Schweigen kommt die Absurdität des menschlichen Weiterexistierens in einer sinnentleerten Welt zum Ausdruck.
Interpretiert vom Trio Accanto, dem Ensemble mosaik, dem Quatuor Diotima und der Vokalistin Juliet Fraser, ziehen sich Saunders« Werke als Roter Faden durch das Festival-Programm. Im Mittepunkt steht die Auseinandersetzung mit dem Klang. Saunders erkundet das Klangspektrum einzelner Instrumente von seinem Entstehen über verschiedene Formen seiner Entwicklung bis zu seinem Verlöschen oder dem abrupten Verstummen. Der Kontrabass mit seinen tiefen pulsierenden Klängen, seinen perkussiven Möglichkeiten, seiner Körperlichkeit und seiner Zerbrechlichkeit im zarten, expressiven Oberbereich, zu dem er die Antithese seiner Schattenwelt bietet, regte sie an zu Fury II für Kontrabass Solo und Ensemble.
Ebenfalls auf dem Programm stehen Kompositionen von Gérard Grisey, Peter Jakober und Steffen Krebber, dessen fast komödiantischer, glucksender, bellender, brummender und zirpender Aufstieg und Fall außerweltlicher Flug- und Kriechtierattrappen sich NAMES, das Art and Music Ensemble Salzburg, widmet. Uraufführungen gibt es von Achim Bornhoft, Joseph Ramsauer und Alexandra Karastoyanova-Hermentin, die in ihre Arbeiten geopolitische Betrachtungen einfließen lässt.
Zur 100-Jahr-Feier der Internationalen Gesellschaft für neue Musik blickt eine Ausstellung zurück auf den August 1922, als sich im Mozarteum Béla Bartók, Paul Hindemith, Arthur Honegger, Darius Milhaud, Ethel Smyth, Richard Strauss, Anton Webern und Egon Wellesz u.a. trafen, um das erste internationale Friedensprojekt in der Musik nach 1918 ins Leben zu rufen.
Alle Termine und weitere Informationen
zum Programm von aspekteSALZBURG vom 16. bis 20. März 2022 unter: aspekte-salzburg.com