modern art ensemble

Aufhei­te­rung in schlaf­losen Nächten

von Ruth Renée Reif

16. September 2020

Das modern art ensemble bringt am 27. September 2020 im Berliner Konzerthaus Jolyon Brettingham-Smith’ ironische Bearbeitung von Bachs Goldberg-Variationen zur Aufführung.

Das modern art ensemble bringt am 27. September 2020 im Berliner Konzert­haus Jolyon Bret­tingham-Smith« ironi­sche Bear­bei­tung von Bachs Gold­berg-Varia­tionen zur Auffüh­rung.

Jolyon Bret­tingham-Smith nahm kurz vor seinem plötz­li­chen Tod eine ironi­sche und stel­len­weise auch sarkas­ti­sche Bear­bei­tung der Gold­berg-Varia­tionen vor. Was ihm dabei vor Augen stand, war die kuriose Entste­hungs­le­gende des Werks. Nach einer vermut­lich von dem Musik­his­to­riker Johann Niko­laus Forkel über­lie­ferten Anek­dote, hat Bach seine „Aria mit verschie­denen Verän­de­rungen vors Clavicimbal“ für den Grafen Hermann Carl von Keyser­lingk kompo­niert.

Unter­hal­tung in schlaf­losen Nächten

Dieser war damals russi­scher Gesandter am Dresdner Hof und wollte, dass sein Cemba­list Johann Gott­lieb Gold­berg, ein hoch­be­gabter Schüler der Bach-Brüder Wilhelm Frie­de­mann und Johann Sebas­tian, ihm des nachts daraus vorspiele.

Der 2008 verstorbene Komponist Jolyon Brettingham-Smith
Brachte die skur­rile Situa­tion der Entste­hung von Bachs Gold­berg-Varia­tionen zum Ausdruck: der 2008 verstor­bene Kompo­nist Jolyon Bret­tingham-Smith
(Foto: © WDR)
 

Die Stücke sollten „sanften und etwas muntern Charak­ters“ sein, um ihn in seinen schlaf­losen Nächten ein wenig aufzu­hei­tern. Diese skur­rile Situa­tion brachte Bret­tingham-Smith im Vor- und Nach­spiel sowie in den Zwischen­spielen seiner Bear­bei­tung zum Ausdruck: Da bestellt ein russi­scher Graf einen 13-jährigen Klavier spie­lenden Knaben, um sich in den Schlaf klim­pern zu lassen – und das mit einer der kunst­vollsten und komple­xesten Kompo­si­tionen der abend­län­di­schen Musik. An der Urauf­füh­rung in -Baden 2008 konnte Bret­tingham-Smith nicht mehr mitwirken. Er starb während der Proben­phase. Das modern art ensemble (Titel­foto des Beitrags: © Henrik Jordan), das die Auffüh­rung damals allein bestritt, widmet sich dem Werk nun erneut.

Weitere Infor­ma­tionen zum Konzert: www​.konzert​haus​.de