Augustin Hadelich
Zähmung der 24 Dämonen
von Attila Csampai
6. Februar 2018
Für sein Debütalbum hat Augustin Hadelich sich für Paganinis 24 Capricen op. 1 entschieden, dem wohl schwierigsten und bizarrsten Etüden-Zyklus für Violine solo.
In den Staaten ist Augustin Hadelich längst kein Unbekannter mehr. Der 1984 in Italien geborene Sohn deutscher Eltern begann als Geigen-Wunderkind, erlitt mit 15 bei einem Unfall schwerste Verbrennungen, kämpfte sich zurück und gewann mit 22 den Violin-Wettbewerb von Indianapolis. Danach eroberte er schnell die Konzertsäle der USA und zuletzt auch Europas. Für sein Debütalbum bei Warner hat er sich für Paganinis 24 Capricen op. 1 entschieden, dem wohl schwierigsten und bizarrsten Etüden-Zyklus für Violine solo, der auch viele Komponisten beeinflusst und angeregt hat. Gleichwohl ist die Anzahl der Komplettaufnahmen überschaubar geblieben, und es überwiegt das etüdenhafte Ringen mit der unspielbaren Materie, sodass auch das Zuhören zur Qual werden kann. Nichts davon in Hadelichs neuer, lupenreiner, beängstigend perfekter Interpretation: Ich kenne keine Aufnahme, in der jemand diese 24 Dämonen so mühelos, so beschwingt, so einfühlsam und so musikalisch zwingend „gezähmt“ hätte, sodass aller Schrecken, alle Anstrengung, alles Etüdenhafte sich in arienhafte Anmut, in Schönheit und sanfte Trauer verwandeln. So wird auch die ganz besondere Magie, die damals von ihrem Urheber ausging, hier auf verführerische Weise wiederbelebt: ein Album mit hohem Suchtfaktor und ein Geiger mit Riesenpotenzial.