Austrian Art Gang

Zwischen Form und Frei­heit

von Attila Csampai

19. Juni 2018

The Austrian Art Gang hat nach langer Vorbereitung das Experiment gewagt, Bachs kunstvollsten Kontrapunkt-Zyklus in eine intim anmutende Kammermusiksphäre zu versetzen.

Von Bachs spätem Gipfel­werk Die Kunst der Fuge gibt es eine Unzahl von Adap­tionen, aber eine Jazz­ver­sion war mir bisher nicht bekannt: Fünf klas­sisch ausge­bil­dete öster­rei­chi­sche Topmu­siker, The , haben nach langer Vorbe­rei­tung das Expe­ri­ment gewagt, Bachs kunst­vollsten Kontra­punkt-Zyklus in eine intim anmu­tende Kammer­mu­sik­sphäre von Gitarre, Fagott, Cello, Kontra­bass und wech­selnden Vertre­tern der Saxofon- und Klari­net­ten­fa­milie zu versetzen und dabei diese Exempel der Strenge und Komple­xität ganz zärt­lich und respekt­voll mit Leben zu füllen. Durch feine, behutsam einge­ar­bei­tete Impro­vi­sa­ti­ons­li­nien lockern sie in acht ausge­wählten Fugen die engen Fesseln des strengen Kontra­punkts und verleihen den nunmehr frei atmenden Einzel­stimmen mensch­liche Züge, ohne aber die struk­tu­relle Logik von Bachs Archi­tek­turen anzu­tasten. So entsteht ein neues, sehr intimes und inner­lich pulsie­rendes Span­nungs­feld von Form und Frei­heit, von Struktur und Impuls und eine Art mensch­lich durch­lebter, atmender Kontra­punkt: Man spürt so in beson­derer Weise die spiri­tu­elle Tiefe und die humane Kraft dieser Musik.