Lee Daniels
„Billie Holidays wirkliche Lebensgeschichte“
von Ruth Renée Reif
12. April 2021
Lee Daniels porträtiert in seinem Film „The United States vs. Billie Holiday“ die Jazzsängerin Billie Holiday als eine Schlüsselfigur der Bürgerrechtsbewegung. Andra Day verkörpert die Sängerin.
Als eine Schlüsselfigur der schwarzen Bürgerrechtsbewegung bringt der Regisseur Lee Daniels die Sängerin Billie Holiday, verkörpert von Andra Day, auf die Leinwand. In seinem Film The United States vs. Billie Holiday zeigt er, wie sie sich dem Verbot, Strange Fruit zu singen, widersetzt und dafür mit dem Leben bezahlt. Strange Fruit, ein Gedicht von dem Schriftsteller Abel Meeropol als Antwort auf das Foto eines Lynchmordes an zwei jungen Schwarzen durch einen weißen Mob verfasst, wurde zu einem Lied, das Billie Holiday im Alter von 23 Jahren im Café Society in New York sang. Ihr Produzent John Hammond weigerte sich, es aufzunehmen. Aber Milt Gabler produzierte es für das Jazz-Label Commodore. Es wurde zu Billie Holidays erfolgreichster Veröffentlichung.
Die Handlung in Lee Daniels« Film, zu dem Suzan-Lori Parks das Drehbuch schrieb, wird von der Jagd des Leiters des Federal Bureau of Narcotics Harry J. Anslinger auf Billie Holiday vorangetrieben. Anslinger, gespielt von Garrett Hedlund, wollte verhindern, dass Billie Holiday das Lied Strange Fruit gegen die Lynchmorde an Schwarzen singen konnte und eine Auftrittserlaubnis erhielt. Unterstützen sollte ihn dabei der schwarze Agent Jimmy Fletcher, verkörpert von Trevante Rhodes, indem er ihre Sucht antrieb, damit sie ins Gefängnis gesperrt werden konnte. Fletcher verliebte sich jedoch in sie. „Jimmy Fletcher entwickelte starke Gefühle für sie und realisierte, dass das, wozu er sich eigentlich verpflichtet hatte, falsch war“, erläutert Daniels. Ihm geht es darum, „eine schwarze Liebesgeschichte, die kompliziert und turbulent und wahrhaftig ist“, zu zeigen.
Die Rolle Billie Holidays übernahm Andra Day. „Ich spiele hier eine Frau, die Kette raucht, die unterschiedlichsten Drogen konsumiert und mit Dutzenden Menschen ins Bett geht, Männer wie Frauen“, erklärt sie und bezeichnet Billie Holiday als Patin der Bürgerrechtsbewegung. „Sie kämpfte damals gegen vieles an und war dabei im Grunde immer auf sich allein gestellt… Sie hat immer ihr Ding gemacht und sich nie dafür entschuldigt. Schon gar nicht, wenn es darum ging, für ihre Leute zu kämpfen.“
Der Film ist nicht die erste Verfilmung der Lebensgeschichte Billie Holidays. Vor knapp 50 Jahren entstand Lady Sings the Blues von Sidney J. Furie mit Diana Ross. „Man kann sicherlich sagen, dass der Film einer der Gründe dafür ist, warum ich selbst heute Regisseur bin“, kommentiert Lee Daniels den Film. „Er prägte mich enorm, und ich wollte, dass mir Ähnliches gelingt… Allerdings erfuhr ich später, dass es nicht die wahre Geschichte von Billie Holiday war, die da erzählt wurde.“ Jetzt sei es an der Zeit, „Billie Holidays wirkliche Lebensgeschichte zu erzählen.“ Und die ist für Lee Daniels die Geschichte einer Heldin: „Die Regierung war hinter ihr her, doch sie hat sich nicht einschüchtern lassen. Sie haben ihr die Lizenz zum Singen weggenommen, doch das hat sie nicht aufgehalten. Erst auf ihrem Sterbebett konnte sie gestoppt werden. Es ist also keine Frage, dass Billie Holiday eine waschechte Heldin war.“