Philippe & Williencourt
Dialog auf Augenhöhe
von Attila Csampai
6. Februar 2018
Es gibt sie noch, die qualifizierte Nachwuchsförderung durch die Schallplattenindustrie. Ein französisches Independent-Label geht mutig voran und schickt zwei Top-Talente ins Rennen.
Man glaubt es kaum, aber es gibt sie noch, die qualifizierte Nachwuchsförderung durch die Schallplattenindustrie. Ein französisches Independent-Label geht mutig voran und schickt zwei einheimische Top-Talente ins Rennen: Cellist Bruno Philippe und Pianist Tanguy de Williencourt kombinieren Beethovens virtuose Kreutzer-Sonate mit Schuberts lyrischer Arpeggione-Sonate und bestehen die Prüfung grandios. Die Cello-Version der Violinsonate Beethovens wurde erst 1990 in einem Antiquariat wiederentdeckt: Carl Czerny schuf 1822 eine exzellente Transkription, die den dramatischen Furor des Werks fast noch besser umsetzt. So liefern sich die beiden technisch perfekten Solisten einen packenden, jugendlich-ungestümen Dialog auf Augenhöhe, denn das eine Oktave tiefer spielende Cello ist dem Klavier hier ein ebenbürtiger, dunkel-sonorer Kontrahent. Bei der Schubert-Sonate, die eigentlich für eine große, harfenähnliche Gitarre komponiert wurde, übt sich Philippe aber in nobler, fast zärtlicher Zurückhaltung und gibt so dem arg strapazierten Opus seinen ursprünglichen liedhaft-innigen Charakter zurück: Von diesem großartigen, hochmusikalischen Duo wird man bestimmt noch hören.