Digitale Erfindungen
Total digital!
von Maria Goeth
4. November 2020
Digitale Erfindungen, die die Musikwelt revolutionieren, das Leben erleichtern oder einfach nur Vergnügen bereiten
Putzige Roboterkünstler
Sie sehen nicht nur knuffig aus, sie ermöglichen auch völlig neue Konzertformate: Roboterkünstler. So trat jüngst etwa der Klavierroboter Teotronico mit seinen 53 Fingern in einem Wettstreit gegen den ganz menschlichen und deshalb „nur“ zehnfingrigen italienischen Pianisten Roberto Prosseda an – unter anderem mit Werken von Chopin. Im Gegensatz dazu arbeitet Shimon, der Marimbaroboter der Georgia Tech University, am liebsten mit Menschen zusammen: Er komponiert mit seinem Erfinder Werke, singt und betätigt sich als Textdichter.
Weitere Informationen zum Klavierroboter Teotronico: www.teotronico.it
Weitere Informationen zum Marimba-Roboter Shimon: www.shimonrobot.com
Gut geraten
Quiz-Apps sind in, und es gibt auch einige zur klassischen Musik. Doch die App Intermezzo der Bayerischen Staatsoper ist anders: Hier wird kein dumpfes Faktenwissen abgefragt, sondern es werden echte Geschichten erzählt – so bereiten sogar falsche Antworten Spaß. Oder hätten Sie gewusst, was ein Barista mit einem Geiger gemeinsam hat oder was herauskommt, wenn man Beethovens Neunte mit Lehárs Lustiger Witwe kreuzt?
Weitere Informationen zur App Intermezzo: www.staatsoper.de
Vollendet
Zum 250. Beethoven-Geburtstag hätte dieses Jahr in Bonn eigentlich dessen Zehnte Sinfonie zur Uraufführung kommen sollen – fertiggestellt von einer Künstlichen Intelligenz. Coronabedingt findet die Première erst 2021 statt. 2019 ließ das Unternehmen Huawei in London bereits Schuberts Unvollendete vollenden – von einer Smartphone-KI.
Weitere Informationen zum Projekt Beethovens Unvollendete: www.bthvn2020.de
Verehrte Avatare
Ein lasergestütztes Hologramm lässt die große Maria Callas von den Toten auferstehen – sie geht als 3D-Avatar auf Tournee. Künftig werden so vielleicht nicht nur Stimmen, sondern auch die Bewegungen der größten Künstler für immer konservierbar sein. In Japan geht es sogar ohne menschliche Vorlage: Der Popstar Hatsune Miku ist eine rein virtuelle Figur und mit mehreren 100.000 veröffentlichten Videos eine echte Ikone. Jüngst hat ein verliebter Japaner den synthetischen Star sogar geheiratet.
Weitere Informationen zum Maria-Callas-Hologramm: basehologram.com
Mitveranstaltet
Mit der neuen App PARTi kann man kulturelle Veranstaltungen in der eigenen Umgebung suchen und dabei selbst Aufgaben übernehmen – von Künstlerbetreuung bis Lichtdesign. Die lässigste Art, selbst einmal Kulturmanager zu werden!?
Weitere Informationen zur App PARTi: www.tonali.de
Noten 4.0
Mit Enote erreichen digitale Noten ein neues Level: Nicht nur ist die Darstellung der Noten individuell anpassbar – von Größe bis Auswahl der Stimmen –, es lässt sich auch transponieren, hervorheben und bearbeiten. Bereits etliche Tausend Werke vor allem der Solo- und Kammermusikliteratur sind online, viele in kritisch-historischen Ausgaben.
Weitere Informationen zur Intelligente-Noten-App enote: www.enote.com
Geschmeidig geblättert
Umblättern ist eine hohe Kunst. Das weiß jeder, der sich schon mal wegen eines Seitenwechsels beim Klimpern oder Fiedeln verhaspelte oder einen schwitzenden Notenwender neben sich sitzen hatte. Seit der Zeit digitaler Noten sollten meist Pedale Abhilfe schaffen, doch auch das ist noch nicht der letzte Schrei. Die Noten-App Beatik verspricht nun Abhilfe: Sie hört mit und blättert – ohne Aufstehen und Schwitzen – genau im richtigen Moment!
Weitere Informationen zur App Beatik: beatik.com
Mitgespielt
Die App Nomad Play bringt die Idee der Playalong-CDs und Mitspielaufnahmen in eine neue Dimension: Hier kann man eines aus mehr als 20 verschiedenen Instrumenten auswählen und dieses in einer Orchesteraufnahme stumm schalten, um selbst im interaktiven Klangkörper mitzuspielen – sei es mit dem Orchestre National d’Île de France, den Straßburger Philharmonikern oder dem Saarländischen Staatsorchester.
Weitere Informationen zur App Nomad Play: www.nomadplay.fr
Genial gemalt
Auch in der bildenden Kunst gibt’s reichlich Digitalspaß: wie mit der App Deepart der Universität Tübingen. Hier kann man Bilder und Fotos mit berühmten Gemälden oder anderen Fotos mixen. Achtung: Suchtpotenzial! Siehe auch das Titelbild auf CRESCENDO.DE!
Weitere Informationen zur App Deepart: deepart.io
Digitaler Segen
Nicht nur in der Kunst werden digitale Helfer immer populärer. Im nordrhein-westfälischen Oelde spendete jüngst der Roboter-Pfarrer BlessU‑2 den Gläubigen seinen Segen. Na dann steht ja auch von oberster Stelle der digitalen Zukunft nichts mehr im Wege!
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