Dorothee Oberlinger
Von hässlichen Monstern
von Florian Amort
17. September 2020
Dorothee Oberlinger brachte als neue Intendantin der Musikfestspiele Potsdam Giovanni Battista Bononcinis Serenata „Polifemo“ auf die Bühne. Einen Mitschnitt der Aufführung gibt es auf CD zu hören.
Mit Ausbruch des Spanischen Erbfolgekriegs und den damit notwendig gewordenen Sparmaßnahmen am Wiener Kaiserhof musste sich auch Giovanni Battista Bononcini kurzfristig eine neue Wirkungsstätte suchen. Fündig wurde er bei der kunstliebenden Königin Sophie Charlotte, Ehefrau von Friedrich I. in Preußen. Im Sommer 1702 fand auf Schloss Lietzenburg (heute Schloss Charlottenburg) die Uraufführung von Bononcinis einaktiger Serenata Polifemo mit einem Libretto von Attilio Ariosti nach zwei Episoden aus Ovids Metamorphosen statt. Ebenfalls dabei: Telemann – und möglicherweise auch der 17-jährige Händel.
Diese Rarität wählte die neue Intendantin der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci, Dorothee Oberlinger, als Einstand für ihre erste Produktion. Vor kurzem ist ein Mitschnitt erschienen, der sich sehen lassen kann: João Fernandes als Zyklop Polifemo, der junge brasilianische Sopranist Bruno de Sá mit einem enormen Stimmambitus als Schäfer Aci, Helena Rasker als Fischer Glauco, Liliya Gaysina als eifersüchtige Zauberin Circe, Roberta Mameli und Roberta Invernizzi als die Nymphen Galatea und Silla sowie Maria Ladurner als Liebesgöttin Venus garantieren ein hohes musikalisches Niveau, während das Ensemble 1700 unter der Leitung von Oberlinger mit einem eher puristisch angelegten Klang galant musiziert.