Roberto Prosseda

Elek­tri­sie­rende Inter­pre­ta­tion

von Attila Csampai

8. Februar 2019

Der italienische Pianist Roberto Prosseda zählt zu den weltweit führenden Mendelssohn-Aktivisten.

Mendels­sohns Ächtung durch die Nazis ist bis heute nicht über­wunden. Noch immer ist das Inter­esse des breiten Publi­kums und vieler Musiker auf wenige Werke beschränkt, während vieles andere, wie etwa sein umfang­rei­ches Klavier­werk, ein kläg­li­ches Schat­ten­da­sein fristet. Hier zählt der italie­ni­sche Pianist zu den welt­weit führenden Mendels­sohn-Akti­visten, denn er hat nicht nur als erster das gesamte Solo-Klavier­werk modell­haft einge­spielt, sondern auch eine Reihe verschol­lener Stücke wieder­ent­deckt. Jetzt hat er mit dem tradi­ti­ons­rei­chen Resi­dentie Orkest aus und seinem Chef Jan Willem de Vriend die beiden reifen Klavier­kon­zerte in g‑Moll und d‑Moll in einer elek­tri­sie­rend frischen, unge­stüm drän­genden und histo­risch herben Inter­pre­ta­tion aufge­nommen und so zwei Meis­ter­werken der frühen Romantik eine in jedem Moment span­nungs­reiche und aufre­gende Klang­ge­stalt verliehen. Dass er dem derzeit herr­schenden Trend zu histo­ri­schen Forte­piani wider­steht und seine stets prägnante Arti­ku­la­tion lieber auf einem modernen Fazioli-Flügel glas­klar ausfor­mu­liert, unter­streicht die zeit­lose Moder­nität und die virtuose Bril­lanz dieser ewig jungen Konzerte, die die Schön­heit und das humane Antlitz des Mozart’schen Erbes in sich tragen und genia­lisch weiter­ent­wi­ckeln. Das Rondo Bril­lant fungiert da als virtuos funkelndes, ähnlich tempe­ra­ment­volles Binde­glied zwischen den Konzerten.