Von 19. bis 23. Juni 2019 finden die 20. Rosetti-Festtage im Ries statt.

Empfind­sam­keit und Humor

von Ruth Renée Reif

6. Juni 2019

Johannes Moesus, der Gründer und künst­le­ri­sche Leiter der Fest­tage, stellt den verges­senen Kompo­nisten Antonio Rosetti vor. 

CRESCENDO: Maestro Moesus, was zeichnet die Musik Antonio Rosettis aus? 

Johannes Moesus: Klar­heit, Empfind­sam­keit, Naivität im besten Sinne und Humor. Stilis­tisch bewegt sich seine Musik im Span­nungs­feld zwischen der Wiener Klassik – ist sein großes Vorbild – und der Mann­heimer Schule. Zudem beein­flussten ihn die Volks­me­lo­dien und musi­ka­li­schen Tradi­tionen seiner böhmi­schen Heimat.

CRESCENDO: Von den Zeit­ge­nossen soll Rosetti mit Haydn und Mozart auf eine Stufe gestellt worden sein. Aber die Nach­welt hat ihn vergessen…

Johannes Moesus: Mangels aktiver Erben geriet Rosetti bald nach seinem Tod in Verges­sen­heit. Hinzu kommt, dass Ende des 18. Jahr­hun­derts ein Wandel des Geschmacks eintrat. So wichen die Vertreter der Klassik zurück zugunsten der nun „modernen“ Kompo­nisten der Früh­ro­mantik und des Bieder­meiers.

CRESCENDO: Die Rosetti-Tage feiern 2019 ihre 20. Saison. Was erwartet die Besu­cher?

Johannes Moesus: Unsere Konzerte finden durchweg in histo­ri­schen Sälen und Kirchen statt. Die ausge­wählten Beset­zungen entspre­chen denen, für die Rosetti kompo­nierte. In unserer Jubi­lä­ums­aus­gabe widmen wir uns zum Beispiel intensiv Rosettis Streich­quar­tetten. Das viel­fach ausge­zeich­nete Gold­mund-Quar­tett gastiert dazu auf Schloss Amer­dingen. Auf Schloss Harburg spielt das Bläser­ok­tett Vecchio Legno auf histo­ri­schen Instru­menten Werke von Rosetti, Mozart und Beet­hoven. Zwischen den ausge­wählten Werken Dialoge herzu­stellen, gehört eben­falls zu unserem drama­tur­gi­schen Konzept. So führen wir eine Messe Rosettis zusammen mit geist­li­cher Musik Leopold Mozarts auf, dessen Geburtstag sich zum 300. Mal jährt. Im Abschluss­kon­zert auf Schloss Baldern, das von Deutsch­land­funk Kultur mitge­schnitten wird, spielt ein Oboen­kon­zert Rosettis, begleitet vom Baye­ri­schen Kammer­or­chester unter meiner Leitung. Dazu treten Sinfo­nien Rosettis und Haydns. 

CRESCENDO: Gibt es noch Werke von Rosetti zu entde­cken?

Johannes Moesus: Das Kern­re­per­toire haben wir weit­ge­hend erforscht, erschließen es aber fort­lau­fend durch Noten­aus­gaben für den Prak­tiker, die beim Amadeus-Verlag erscheinen. Bisher weniger Beach­tung fanden Rosettis an die 80 Klavier­lieder, die mit ihrem empfind­samen Text und Stil an Lieder Mozarts erin­nern. Auch bei den Sinfo­nien gibt es noch das ein oder andere zu entde­cken. 

http://​rosetti​.de/​f​e​s​t​t​a​g​e​/​R​o​s​e​t​t​i​_​F​l​y​e​r​_​2​0​1​9​.​pdf