Von 26. Mai bis 28. Juli 2019 zeigen die Opernfestspiele Heidenheim auf Schloss Hellenstein lebendiges Musiktheater.
Entdeckerfreude wecken
von Ruth Renée Reif
30. Mai 2019
Marcus Bosch, Dirigent und künstlerischer Leiter der Festspiele, gibt im Gespräch mit CRESCENDO Einblicke in das Programm.
CRESCENDO: Herr Professor Bosch, die Veranstalter der Opernfestspiele Heidenheim feiern Sie anlässlich Ihrer 10. Saison als Glück. Was bedeuten Ihnen die Festspiele?
Marcus Bosch: Das kann ich auch nur mit dem einen Wort sagen: Glück. Die Festspiele haben eine großartige Entwicklung genommen. Mir wurden glückhafte Arbeitsbedingungen geboten: Ich kann in Gesamtverantwortlichkeit Planungen vornehmen, das Repertoire auswählen und als Krönung selbst musizieren. Hinzu kommt das Glück, mit der Cappella Aquileia ein festivaleigenes Orchester zu haben und mit den Stuttgarter Philharmonikern ein herausragendes Festspielorchester und dem Tschechischen Philharmonischen Chor Brünn zwei hervorragende Klangkörper einbinden zu können.
CRESCENDO: Glück ist auch das Motto Ihrer Jubiläumssaison, die von russischem Repertoire geprägt wird. Welche Überlegungen bewogen Sie zu dieser Wahl?
Marcus Bosch: Tschaikowskis „Piqué Dame“ ist schon lange ein Wunschstück von mir. Diese „russische Carmen“ als Festivaloper in Originalsprache auf die Bühne des Rittersaals zu bringen, erfüllt das Vorhaben, mit dem ich angetreten bin: lebendiges Musiktheater zu zeigen, in dem Musik und Szene gleichberechtigt nebeneinander stehen. Tschaikowski ist für mich einer der wichtigsten Komponisten der Musikgeschichte.
CRESCENDO: Russische Komponisten dominieren auch das Konzert-Programm…
Marcus Bosch: Diesen Bogen wollte ich schlagen. Łukasz Borowicz, ein junger polnischer Dirigent, bringt mit der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz zwei Märchen-Musiken von Rimski-Korsakow und Tschaikowskis Erstes Klavierkonzert zur Aufführung. Ich selbst dirigiere die Stuttgarter Philharmoniker bei einem Programm mit zwei Scheherazade-Kompositionen, der von Rimski-Korsakow und der davon inspirierten Ravelschen. Mein Wunsch ist es, Repertoire in die Festspiele zu bringen, das Entdeckerfreude weckt.
CRESCENDO: Zum Entdecken lädt auch die Zeitgenossen-Biennale. Sie findet in diesem Jahr zum 5. Mal statt. Wie wird sie angenommen?
Marcus Bosch: Diese Reihe hat eine lange Tradition und geht zurück auf den Kirchenmusiker Helmut Bornefeld. Als ich die künstlerische Leitung der Festspiele übernahm, wollte ich seiner ambitionierten Gesellschaft ein Podium bieten. Als Festival im Festival gewinnt die Reihe zunehmend Aufmerksamkeit, während umgekehrt das Festival durch die Verschiedenheit der Formate und der Spielorte eine Bereicherung erfährt.