Rudi Wilfer

Ertas­tete ­Wahr­heiten

von Attila Csampai

21. Dezember 2018

Österreichs Jazzlegende Rudi Wilfer begibt sich mit „Over the Rainbow" auf meditative Traumreise.

Vor andert­halb Jahren veröf­fent­lichte Öster­reichs Jazz­le­gende sein Solo­album „Some­where“ und kreierte damit ein faszi­nie­rendes Mani­fest musi­ka­li­scher Entschleu­ni­gung. Jetzt hat der mitt­ler­weile 82 Jahre junge Klavier­ma­gier seine medi­ta­tive Traum­reise auf seinem neuen Album „Over the Rainbow“ fort­ge­setzt und in acht neuen alten Songs seinem Vorbild Bill Evans gehul­digt. Zwei seiner Titel bilden den lyri­schen Kern dieser spiri­tu­ellen Aktion und werden einge­rahmt von sechs weiteren Stan­dards, die Evans gerne spielte. Auch diesmal gelingt es Wilfer auf wunder­same Weise, sich vorsichtig in die tiefsten Seelen­regionen der alten Charak­tere hinein­zu­tasten und deren humanen Kern mit Zärt­lich­keit, Respekt und immenser Weis­heit neu auszu­leuchten. Wie er es dabei schafft, durch stän­dige Denk- und Atem­pausen die metri­sche Zeit aufzu­heben und zugleich einen klar getak­teten rhyth­mi­schen Fluss, der groovt und swingt, zu etablieren, bleibt sein Geheimnis und verleiht dem Album aura­ti­sche Schön­heit und enig­ma­ti­schen Zauber.