Die Kölner Akadamie
Rabiater Mozart
von Attila Csampai
19. Juni 2018
Die Kölner Akademie unter ihrem Leiter Michael Alexander Willens alle „echten“ Freimaurer-Musiken Mozarts in einem Album zusammengefasst.
Von den Auftragsarbeiten Mozarts für die Wiener Freimaurer konnte sich nur die Maurerische Trauermusik im Repertoire halten. Die acht kürzeren Vokalwerke sind unbekannt. Lediglich mit der Zauberflöte, seiner populärsten Oper, konnte sich der Freimaurer Mozart ein dauerhaftes Denkmal setzen. Jetzt hat die Kölner Akademie unter ihrem Leiter Michael Alexander Willens alle „echten“ Freimaurer-Musiken Mozarts in einem Album zusammengefasst und für den Solopart den exzellenten australischen Tenor John Heuzenroeder verpflichtet. Die zwischen 1784 und 1791 für verschiedene Wiener Logen komponierten Vokalsätze, die zumeist für Tenor, Männerchor und Instrumentalbegleitung gesetzt sind, vertonen aktuelle, feierlich-erbauliche Texte, die die Tugenden, Ideale und die neue brüderliche Moral des Geheimbundes in den schönsten Farben preisen und fast als religiöses Ritual zelebrieren. Es fällt auf, dass Mozart die Sache sehr ernst nimmt und sich hier auf dem Niveau seiner Wiener Opern bewegt. Die lyrische Emphase der Lieder erinnert an Opernfiguren wie Belmonte oder Tamino. Den Höhepunkt des Albums aber bildet die Schauspielmusik zu Thamos aus dem Jahr 1778, die als dramatische Sturm-und-Drang-Sinfonie durchgehen könnte und die hier von der hochmotivierten Kölner Truppe mit glasklar durchgezeichneter, attackierender Verve unter Strom gesetzt wird: So rabiat klingt Mozart selten.