Hugo Reyne
Frische Freiluftmusik
von Attila Csampai
19. Juni 2018
So locker, so anmutig elegant, so tänzerisch beschwingt und farbig hat man diese ewig jungen Festmusiken selten zu hören bekommen.
Händels Wassermusik-Suiten erklangen zum ersten Mal bei einer Bootsfahrt, die König George I. am 17. Juli 1717 auf der Themse nach Chelsea unternahm, um dort an einem Abendessen teilzunehmen. 32 Jahre später feierte sein Sohn George II. den Frieden von Aachen mit einem riesigen Feuerwerk im Londoner Hyde Park, zu dem der betagte Händel eine weitere prächtige Suite beisteuerte. Jetzt hat das von dem französischen Flötisten und Oboisten Hugo Reyne gegründete Barockensemble La Simphonie du Marais beide Freiluftmusiken in einer Kirche in der Vendée in überschaubarer Besetzung eingespielt. Und es hat dabei einen neuen Standard an Frische, Spielfreude und französischer Klarheit gesetzt, der sich wohltuend abhebt von der Schärfe und Sprödigkeit vieler Originalklang-Konkurrenten, zugleich aber auch den aufgemotzten Glanz der älteren Händel-Tradition meidet: So locker, so anmutig elegant, so tänzerisch beschwingt und farbig hat man diese ewig jungen Festmusiken selten zu hören bekommen. Zugleich glänzen seine 28 Topmusiker mit punktgenauer Präzision und einer virtuosen Rasanz, die in manchen Stücken sogar die Jazz-Gene Händels freilegt. Höfische Etikette verwandeln sie in swingende Bewegungsmuster und verbreiten ansteckende positive Energie: Swinging London vor 300 Jahren!