Hidalgo Festival
Die verschwiegenen Vergewaltigungen in der Klassikszene
von Ruth Renée Reif
7. September 2021
Das Hildalgo Festival findet vom 10. bis 14. September 2021 im Sugar Mountain und an vielen Orten Münchens statt und widmet sich klassischer Musik und tabuisierten Themen.
Das Hidalgo Festival verhandelt Themen wie sexualisierte Gewalt, Rassismus und die Untätigkeit gegenüber dem Klimawandel mit klassischer Musik und Vokalkunst.
Zur Eröffnung spielt das Hidalgo Festivalorchester unter Johanna Malangré, der musikalischen Direktorin des Festivals, im Münchner Sugar Mountain, einem einstigen Betonwerk, Dmitri Schostakowitschs 14. Sinfonie g‑moll op. 135.
Mit einem tragischen Monolog setzt Schostakowitschs Werk ein. Es entstand 1969 im Krankenhaus, und Schostakowitsch schrieb es für Sopran, Bass und ein aus sechs Schlaginstrumenten, einer Celesta und 19 Streichinstrumenten bestehendes Kammerorchester. Die dazu ausgewählten Texte stammen von Federico García Lorca, Guillaume Apollinaire, Wilgelm K. Kjuchelbeker und Rainer Maria Rilke und beschäftigen sich alle mit dem Tod.
Auf den zweiten Satz, der mit seinem unheilverkündenden Klappern der Kastagnetten an einen Totentanz erinnert, folgt das Duett zwischen der Loreley und dem zerstörerischen Machthaber und Vollstrecker. Es singen Mirjam Mesak und Oğulcan Yılmaz. Die Musiker verstehen das düstere Werk als ein Statement gegen die Untätigkeit angesichts der Klimakatastrophe. Am Ende steigert sich die Musik in einem unaufhaltsamen Crescendo, bis es nach einem dissonanten Akkord abrupt endet, wie das Leben plötzlich zu Ende ist.
Unter dem Motto Street Art * Revolution ziehen am Vormittag des 11. September 2021 20 Lied-Duos mit vier Klavieren zu kurzen Auftritten durch München. Abends gibt es im Sugar Mountain ein Wettsingen unter der künstlerischen Leitung von Tom Wilmersdörffer, und das Publikum ist eingeladen, einen Sieger zu bestimmen. Der Sänger und Regisseur Wilmersdörffer ist der Initiator des Festivals, das 2018 erstmals stattfand und nach dem Lied Der Hidalgo von Robert Schuman benannt ist.
Rape & Culture – Vergewaltigung und Kultur ist ein szenischer Liederabend überschrieben. Die Sopranistin Ketevan Chuntshvili und die Pianistin Brigitte Helbig widmen sich Liedern von Johannes Brahms, Joseph Haydn, Alma Mahler-Werfel, Franz Schubert, Richard Strauss u.a., die sexualisierte Gewalt verharmlosen. Sie erzählen damit die Geschichte einer Sängerin, die von ihrem Mentor vergewaltigt wird.
Die Klangkünstlerin Martine-Nicole Rojina spiegelt in ihren Soundscapes die jeweilige innere Verfassung der Sängerin wider. Die vier Tänzer Sade Mamedova, Alfonso Fernández Sánchez, Shih-Ping Lin und Elodie Lavoignat bilden in der Choreografie von Francesco Vecchione die Situationen ab. Gespräche, die Wilmerdörffer mit von sexualisierter Gewalt Betroffenen der Klassikszene geführt hat, schlagen die Brücke zur Wirklichkeit.
Ein Gespräch mit dem Gründer und künstlerischen Leiter vom Hidalgo Festival Tom Wilmersdörffer unter: CRESCENDO.DE
Termine und weitere Informationen zum Hidalgo Festival unter: hidalgofestival.de