Imany

Eigen­willig

von Jan Opielka

6. November 2021

„Entweder man liebt oder man hasst es." Imany lässt sich auf ihrem Album „Voodoo Cello“ nur von acht Cellos bei ihrem Gesang begleiten.

Was geschieht, wenn sich eine groß­ar­tige Künst­lerin, die für viel­schichtig instru­men­ta­li­sierte, selbst verfasste Soul-Songs bekannt ist, nur, von Cellos begleitet, auf fremde Stücke einlässt? Bei der fran­zö­si­schen Sängerin-Song­wri­terin Imany jeden­falls etwas sehr Unikates.

Imany singt im Théâtre Le Carré Ste-Maxime

Auf ihrem Album „Voodoo Cello” mäan­dert die 42-Jährige auf einem nebel­um­hüllten Plateau aus Liedern, an deren Worte sie „glauben kann“ – so ihr Auswahl­kri­te­rium. Die instru­men­tale Reduk­tion auf unter­schied­liche Cellos scheint in der Stimme Imanys bisher unge­hörte, noch tiefer ange­legte Feuer zu entfa­chen. So verschmilzt sie in ihrer engli­schen Inter­pre­ta­tion von Jacques Brels Ne me quitte pas eindring­lich Schmerz und Hoff­nung; dem lebens­be­ja­henden Refrain von Blacks Wonderful Life vermag sie einen bitter-geheim­nis­vollen Wermuts­tropfen beizu­mi­schen; bei Hoziers Take Me to Church indes ertönt das „Amen“ versöhn­li­cher als im Original. Ihr aus dem Swahili-Wort „imani“ abge­lei­teter Künst­ler­name bedeutet „Vertrauen“, „Aufrich­tig­keit“. Imany ist auch mit Fremd­stü­cken aufrichtig – und eigen­willig.

Fotos: Eugenio Recuenco