Jean Rondeau

Entfes­selte Lebens­lust

von Attila Csampai

22. Dezember 2018

Der Cembalist Jean Rondeau verleiht dem Sonaten-Pionier Domenico Scarlatti neue Impulse.

Mit 27 Jahren zählt zu den Shoo­ting­stars der fran­zö­si­schen Barock­szene. Er hat dem histo­risch orien­tierten Cemba­lo­spiel neue, aufre­gende gegeben, nicht zuletzt auch dank seiner Erfah­rungen als Jazz­pia­nist. Sein neuestes Album widmet er dem Sonaten-Pionier Dome­nico Scar­latti und durch­misst in zehn ausge­wählten Stücken auf seiner farben­prächtig-volu­mi­nösen Kopie deut­scher Cembali das extreme Spek­trum an Emotionen, Stim­mungen, Tanz­typen und Expe­ri­menten, die Scar­latti in 555 solcher „Esser­cizi“ sich einfallen ließ. Mit genia­li­schem Instinkt für die enorme Klang- und Ausdrucks­viel­falt des Instru­ments lässt er es singen und tanzen und leiden wie ein mensch­li­ches Wesen: So furios, so inno­vativ, so drama­tisch aufge­laden und elek­tri­sie­rend frisch klangen Scar­lattis Sonaten-Expe­ri­mente noch nie, nicht einmal bei den vielen großen Pianisten, die ihn auf modernen Flügeln zu aktua­li­sieren suchten. Rondeau ist ein wahrer Berserker und der wich­tigste Inno­vator des Cembalos seit Jahr­zehnten.