Nederlands Dans Theater
Ganz große Tanzkunst
von Malve Gradinger
26. November 2016
Man kann nie genug von Jiří Kylián sehen, diesem Jahrhundert-Choreografen, mit neoklassisch getönten weiten und eleganten Räumen.
Man kann nie genug von Jiří Kylián sehen, diesem Jahrhundert-Choreografen, der den US-Pionier-Stil Martha Grahams zu einem neoklassisch getönten weit und elegant in den Raum schwingenden europäischen Modern Dance fortschrieb – und sich über die Jahre immer wieder stilistisch und inhaltlich erneuerte.
In La cathédrale engloutie (Die versunkene Kathedrale) von 1975 erkennen wir den frühen Kylián: Die großzügig und weich in Claude Debussys gleichnamiges Prélude Nr. 10 hineinfließenden Bewegungen für zwei Paare erzählen in poetischer Schwebe von jungen Beziehungen. Silent Cries (Stille Schreie) von 1986 deutet Debussys Prélude à l’après midi d’un faune als fast expressionistische Selbsterkundung eines Faunwesens, subtilst interpretiert von Kyliáns Exfrau Sabine Kupferberg. Und in dem 2006 mit dem Filmemacher Boris Pavel Conen realisierten Streifen Car Men gelingt Kylián slapstick-surreal eine rasant bewegte Parodie auf Carmen, hier Chefin einer Auto-Schrotthalde.