John Neumeier

Der mythi­sche Moment

von Ruth Renée Reif

20. August 2021

John Neumeier erzählt in seiner Choreografie die Geschichte des Balletts Sylvia neu. Das Hamburg Ballett setzt ab 5. September 2021 seine Arbeit erneut auf den Spielplan.

Für John Neumeier ist das Ballett Sylvia ein indi­rektes „Schlüs­sel­werk“ der Moderne. Die Urauf­füh­rung des Balletts in der Choreo­grafie von Louis Merante 1876 an der Pariser Oper sei nicht nur die erste Krea­tion im neu gebauten Haus, dem Palais Garnier, gewesen. Sie markiere zudem die Abkehr vom roman­ti­schen Ballett und dem von ihm geprägten „äthe­ri­schen Frau­en­bild“. Einen noch entschei­den­deren Bruch mit der Vergan­gen­heit habe eine Auffüh­rung zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts in ausge­löst, im Zuge derer Sergei Djagilew vom Mari­inski-Theater entlassen wurde und in Paris die Ballets Russes grün­dete.

Einblick in John Neumeiers Choreo­grafie des Balletts Sylvia

Für seine Choreo­grafie, die er 1997 schuf und die in einer Wieder­auf­nahme erneut zu sehen ist, erzählt Neumeier die Geschichte zur Musik von Léo Dibe­lius neu. Er geht zurück zu jenem Schä­fer­drama Aminta von Torquato Tasso aus dem 16. Jahr­hun­dert, auf dem das Libretto von Jules Barbier und Baron de Reinach basierte und lässt sich vom mythi­schen Moment inspi­rieren. Für diesen sucht er nach „Tanz­bil­dern, Bewe­gungen und emotio­nalen Situa­tionen“.

John Neumeier: „Sylvia“
Weckt Asso­zia­tionen an den surrea­lis­ti­schen Dichter Paul Èluard: der Bühnen­bilder Yannis Kokkos
(Foto: © Holger Badekow)

Als Bühnen­bildner steht ihm Yannis Kokkos zur Seite, „dessen blauer Baum vor grüner Wand Paul Éluards la terre est bleue comme une orange evoziert“.

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Weitere Informationen zu den Aufführungen des Balletts Sylvia am 5., 8., 11. und 17. September 2021 unter: www.hamburgballett.de

Fotos: Holger Badekow