Jürgen R. Weber
Wende zum Guten
von Ruth Renée Reif
8. Oktober 2021
Jürgen R. Weber setzt Rolf Liebermanns nahezu vergessene Oper Leonore 40/45 am Theater Bonn in Szene. Die Premiere ist am 10. Oktober 2021.
Als „lyrischen Versuch zur Völkerverständigung“ begriff Rolf Liebermann seine Oper semiseria Leonore 40⁄45. Er forderte darin, dass zwischen den Menschen bessere Beziehungen bestehen sollten als Krieg und Rachegelüste. Die Oper Bonn bringt das nahezu vergessene Werk in der Inszenierung von Jürgen R. Weber und mit Barbara Senator als Yvette und Santiago Sánchez als Albert wieder auf die Bühne.
Bei den Donaueschinger Musiktagen lernte Rolf Liebermann Heinrich Strobel kennen. Dieser fragte ihn, warum er nicht mal eine Oper schreibe. „Mit Vergnügen, wenn du das Libretto verfasst“, habe er geantwortet, wie Liebermann in seinen Erinnerungen erzählt. Drei Opern seien danach entstanden. Das erste Libretto, dessen Titel sich bewusst an Beethovens Fidelio anlehnt, hat ein Geschehnis während der deutschen Okkupation Frankreichs zum Thema. Yvette, eine junge Französin, kommt nach Baden-Baden, um Albert zu finden, in den sie sich in Paris, wo er als deutscher Soldat stationiert war, verliebt hat. Albert befindet sich in einem französischen Gefangenenlager. Das Werk schließt mit den Leibniz’schen Worten: „Alles wendet sich zum Guten – in der besten aller Welten.“
Die Musik, für die sich Liebermann auf eigenwillige Weise der Zwölftontechnik bedient, besteht aus äußerst melodiösen Arien, Duetten und Terzetten. Die Uraufführung am Stadttheater Basel war ein Sensationserfolg. In Deutschland aber entfesselte das Werk „mehr oder weniger lautstarke Skandale“, ebenso in Italien. „Man wusste mit der Musik nichts anzufangen und ärgerte sich über den Text“, fasst Liebermanns Biograf Curt Riess die Reaktionen zusammen. So fand 1959 in Oldenburg die letzte Neuinszenierung der Oper statt. An der Oper Bonn übernimmt Daniel Johannes Mayr die musikalische Leitung.
Weitere Aufführungen der Oper Leonore 40/45 am Theater Bonn finden am 15., 17. und 22. Oktober 2021 statt. Informationen dazu unter: www.theater-bonn.de