Juliette Gréco

Die „Schwarze Muse von St.-Germain-des-Prés“ ist tot.

von Ruth Renée Reif

24. September 2020

Juliette Gréco starb im Alter von 93 Jahren in ihrem Haus in Ramatuelle.

Chan­sons wie Si tu t’ima­gine…, L’éternel féminin, L’ombré, La valse brune, Toi que j’aime und Ta jalousie ließen sie welt­be­rühmt werden. Als „Königin der Exis­ten­zia­listen“ und „Schwarze Muse von St.-Germain-des-Prés“ wurde sie gefeiert. Jean-Paul Sartre, Albert Camus, Fran­çois Mauriac und Jean Cocteau schrieben die Texte ihrer Lieder, in denen sich Lebens­hunger und Ekel vor dem Dasein arti­ku­lierten.

Das vergos­sene Blut ist rot.

1927 in Mont­pel­lier geboren, verbrachte sie eine wenig glück­liche Kind­heit, über­schattet vom Tod der Groß­el­tern, bei denen sie aufwuchs, und dem Einmarsch der Deut­schen in . Das Trauma der deut­schen Besat­zung veran­lasste sie nach dem Krieg, sich den Kommu­nisten anzu­schließen. „Zu dieser Zeit erscheint ihr der Kommu­nismus als das einzige Mittel, dem ihr sich eröff­nenden Leben einen Sinn zu verleihen. Es zu recht­fer­tigen. Kampf für den Sieg, für sie selbst, für die anderen. In ihrem Gedächtnis bluten immer noch die frischen Wunden der Tortur. Das vergos­sene Blut ist rot. Unsere Helden sind, waren oder werden Kommu­nisten“, schrieb sie in ihrer in der dritten Person verfassten Auto­bio­grafie Jujube, die auf Deutsch unter dem Titel Ich bin, die ich bin erschien.

In den Exis­ten­tia­listen-Kell­nern von Paris

Ihre Karriere begann sie zunächst als Schauspielerin.1942 erhielt sie durch Vermitt­lung von Solange Sicard, der ihr Schau­spiel­un­ter­richt erteilte, ihre erste Rolle als Meeres­welle in der Théâtre-Fran­çais-Produk­tion von Paul Clau­dels Le soulier de satin. 1946 spielte sie unter der Regie von Michel de Ré in Roger Vitracs Komödie Victor ou les enfants au pouvoir. Gleich­zeitig trat sie in den Exis­ten­tia­listen-Kell­nern im Pariser Künst­ler­viertel St.-Germain-des-Prés Als Chan­so­nette auf. Gekleidet in eng anlie­gendem Schwarz und mit dunkel umrän­derten Augen, sang sie im Tabou, das sie 1946 mit Anne-Marie Cazalis grün­dete, in der Rose Rouge und im Café Flore ihre schwer­mü­tige Chan­sons.

Erster Auftritt in Deutsch­land

1959 trat sie nach langem Zögern zum ersten Mal in auf. Seither war sie immer wieder auf deut­schen Bühnen zu erleben. 1985 sang sie im Hamburger Schau­spiel­haus in der Revue Marlene Lieder von Marlene Diet­rich. 1987 gastierte sie neben Michael Heltau bei den Schwet­zinger Fest­spielen, und 1988 gab sie in ein umju­beltes Konzert im Deut­schen Theater. 2002 verzau­berte sie bei einem Auftritt in der Berliner Phil­har­monie Publikum und Kritiker. Von ihrem Ehemann Gérard Jouan­nest am Klavier begleitet, sang sie „ganz noncha­lant und unsen­ti­mental“ die Klas­siker von Charles Trenet, Jacques Brel und Jacques Prévert. 2015 unter­nahm sie ihre Abschieds­tournee, die sie auch nach Deutsch­land führte. Am 23. September 2020 verstarb sie im Alter von 93 Jahren in ihrem Haus in Rama­tu­elle in . Der Nach­welt hinter­lässt sie Hunderte von Liedern und Inter­pre­ta­tionen.

(Foto­quelle: picture alliance/​Heritage Images)